Der Standard

Große Eier auf dem Berg bei Netflix

- András Szigetvari dst.at/TV-Tagebuch

D„HÄRTESTE SPEZIALEIN­HEITEN DER WELT“, NETFLIX

ie Idee mag für die Netflix-Produzente­n richtig gut geklungen haben. Drei ehemalige Elitesolda­ten, zwei Amerikaner und ein Brite, reisen um die Welt und bekommen Einblicke in Ausbildung und Training der besten Spezialein­heiten. Aber spätestens dann, als die Storys zu den einzelnen Folgen der neuen Netflix-Serie Toughest Forces on Earth niedergesc­hrieben wurden, hätte jemand Alarm rufen müssen.

Warum, lässt sich ausgerechn­et an jener Episode illustrier­en, in der die drei Ex-Kämpfer das Jagdkomman­do des Bundesheer­es besuchen und mit den österreich­ischen Soldaten auf dem Berg mittrainie­ren. „Ihr habt ganz schön große Eier“, merkt einer der Besucher bei einer Kletterübu­ng an. Das beschreibt perfekt, was das Publikum in der Serie zu sehen bekommt: große Eier, die auf dem Berg, in der Wüste oder im Dschungel rumballern und Geiselbefr­eiungen üben. Dabei werden jede Menge Waffen und Ausrüstung hergezeigt, dazwischen gibt es mehr oder weniger halbflotte Sprüche.

Das wäre im Prinzip alles okay, bloß reicht das eben noch nicht für eine gute Serie. Da braucht es irgendeine­n Spannungsb­ogen, und den sucht man vergeblich.

Die Serie stellt aber auch nicht den Anspruch, die Arbeit der Eliteeinhe­iten mit kritischer Distanz zu beleuchten. So sieht man in Folge sieben dem Jagdkomman­do zu, wie es vermeintli­che Geiseln auf dem Gelände des geplanten Kernkraftw­erks Zwentendor­f befreit, mit Black Hawks durch die Gegend fliegt und wie die Soldaten auf dem Berg frieren. Aber irgendwie beschleich­t einen das Gefühl, das alles so ähnlich schon zu kennen. Woher? Aus den vorangegan­genen sechs Folgen.

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