Toller Saft
So früh wie noch nie hat dieses Jahr die Weinlese in Deutschland begonnen. Wegen des heißen Sommers und auch wegen eines sehr warmen Aprils konnten die Winzer drei Wochen früher als sonst anfangen. „Am 6. August war der offizielle Start der Weinlese für den Federweißen im rheinhessischen Lörzweiler“, erklärt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. „Diese ersten Trauben waren wirklich schon sehr süß.“
Auf den leckeren Federweißen freuen sich schon viele Fans – es gibt ihn nämlich immer nur für eine kurze Zeit. Das traditionelle Herbstgetränk schmeckt zuerst frisch und süß, ein bisschen wie Limonade. Denn am Anfang hat es noch viel Zucker. Später wird der Zucker im Federweißen zu Alkohol. Dann schmeckt er fast wie ein junger Wein.
Auch die Lese für Rebsorten wie Müller-Thurgau oder Frühburgunder hat früher angefangen als sonst – nämlich Ende August. „Dies ist auch zum ersten Mal in dem nördlichsten deutschen Weinanbaugebiet Saale-Unstrut so“, sagt Büscher. „Auch bei Riesling oder Spätburgunder, die traditionell spät dran sind, wird die Lese wahrscheinlich schon Mitte September statt Anfang Oktober sein.“
Besonders bekannt sind die 13 Weinanbaugebiete in Deutschland für ihren leichten Weißwein. Bei der Weinlese ernten die Winzer dort circa 65 Prozent weiße und 35 Prozent rote Trauben.
Wenn die Sommer in Deutschland weiter so warm bleiben, produzieren die Winzer an Rhein, Mosel und Saar vielleicht bald mehr schweren Rotwein: Rebsorten wie Syrah oder Spätburgunder mögen Sonne und hohe Temperaturen. Natürlich brauchen auch sie genug Wasser – und keine extremen Wetterphänomene wie Gewitter. Diese können nämlich in Sekunden den Traum vom besten Wein seit Jahren kaputt machen.