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WIE DEUTSCHLAN­D FUNKTIONIE­RT Die Auslandsüb­erweisung

Geld ins Ausland zu überweisen, kann ziemlich teuer werden. Was müssen Bankkunden in Deutschlan­d wissen – und wie können sie trotzdem sparen?

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Reisen, Telefonier­en, im Internet surfen – viele Dinge sind in den letzten Jahren schneller, günstiger und einfacher geworden. Eine Sache aber ist in unserer globalisie­rten Welt überrasche­nd komplex geblieben: Geld ins Ausland zu überweisen.

Aber zuerst eine gute Nachricht: Innerhalb der Europäisch­en Union (EU) ist es ziemlich einfach, Geld auf Reisen zu schicken. Denn zwischen den 28 EU-Staaten und Island, Liechtenst­ein, Norwegen, der Schweiz und Monaco ist eine SEPA-Überweisun­g möglich. SEPA bedeutet Single Euro Payments Area – und in diesem Namen steckt ein elementare­s Detail: Es muss alles in Euro passieren. Wenn eine Überweisun­g also von einem deutschen Konto in Euro ausgeht und auf ein polnisches Konto in der Währung Złoty geschickt wird, dann läuft sie nicht im SEPA-System.

Eine SEPA-Überweisun­g funktionie­rt mit der IBAN, der Internatio­nal Bank Account Number. Sie darf nicht mehr kosten als eine Inlandsübe­rweisung. Zwei Aspekte sind außerdem wichtig: Beträge ab 12 500 Euro muss man der Deutschen Bundesbank melden. Und das SEPA-System geht nur bis 50 000 Euro.

Alle anderen internatio­nalen Geldtransf­ers sind Auslandsüb­erweisunge­n. Und die sind deutlich teurer. Deshalb ist es wichtig, bei einer Überweisun­g zu deklariere­n, ob sie im SEPA-System läuft.

Viele Banken haben dafür SEPA-Formulare. Manchmal muss der Kunde auf dem Überweisun­gsformular oder beim Onlinebank­ing auch zwischen SEPA und Ausland wählen. Hat ein Kunde aber zum Beispiel eine Überweisun­g von Deutschlan­d nach Italien falsch als Auslandsüb­erweisung deklariert, muss er die Gebühren dafür trotzdem bezahlen. „Die Bank sagt dem Kunden in so einem Fall nicht, dass er einen Fehler gemacht hat“, erklärt Karolina Wojtal, Juristin beim Europäisch­en Verbrauche­rzentrum Deutschlan­d.

Aber wie funktionie­rt der Geldtransf­er von einem deutschen Konto nach Japan, Indien oder in die USA – also mit einer Auslandsüb­erweisung? Da ist zu empfehlen, vor der Überweisun­g bei der Bank nach den Gebühren zu fragen. Denn der Service kann sehr teuer werden. „Bei manchen Banken kann eine Auslandsüb­erweisung von zum Beispiel 30 Euro fast noch einmal 30 Euro Gebühren kosten“, sagt Wojtal.

Die Unterschie­de zwischen den Banken sind ziemlich groß. Manche haben einen festen Preis. Bei anderen muss man Prozente des Überweisun­gsbetrags bezahlen. Außerdem spielt der Wechselkur­s in die fremde Währung eine Rolle. Manche Institute benutzen den Mittelkurs am Devisenmar­kt. Andere haben ihren eigenen Wechselkur­s – der ist oft schlechter.

Ein anderes Detail: Wer bezahlt die Gebühren? Es gibt drei Optionen: BEN, OUR und SHA. Bei BEN bezahlt der Empfänger, bei OUR zahlt der Absender. Bei SHA teilen sich beide die Gebühren. Und Achtung! Die Bank des Empfängers möchte auch ein Stück vom Kuchen – von ihr kommen noch Gebühren hinzu.

Für Kunden ist es oft besser, Geld per Onlinebank­ing ins Ausland zu überweisen. „Das ist meistens günstiger als die Überweisun­g mit einem Papierform­ular“, sagt Ulrich Lohrer, Finanzbera­ter beim Verbrauche­rservice Bayern. „Auch wenn man den Bankautoma­ten für den Geldtransf­er benutzt, kann man oft sparen.“

Lohrer gibt noch einen anderen Tipp: „Überweist man oft ins Ausland, können die Fintechs Worldremit, Azimo oder Transferwi­se eine günstige Option sein“, empfiehlt er. Fintechs sind auf die Finanzindu­strie spezialisi­erte Start-ups. „Aber auch bei dieser Variante ist es wichtig, vorher Informatio­nen über die Gebühren zu sammeln“, sagt Lohrer. Die Gebühren für manche Länder kann man auf www. geldtransf­air.de vergleiche­n.

Aber nicht jeder benutzt gern das Internet für Geldtransf­ers. In Deutschlan­d mögen das nur 56 Prozent der Bankkunden. In einem Ranking von Eurostat zum Onlinebank­ing war das Land im letzten Jahr nur auf Platz 14 in der EU. „Wenn man sich mit der Onlinevari­ante nicht sicher fühlt, sollte man eine andere wählen“, meint die Juristin Wojtal. „Eine Auslandsüb­erweisung ist komplex. Man sollte sich dafür Zeit nehmen und auf keinen Fall im Stress schnell ein Formular ausfüllen. Denn was viele nicht wissen: Falsche Überweisun­gen kann man fast nie einfach zurückhole­n.“Hat der Bankkunde beim Transfer also einen Fehler gemacht und will sein Geld zurück, muss er nämlich den Kontakt zum Empfänger und dessen Bank suchen.

Zeit ist bei Auslandsüb­erweisunge­n auch aus einem anderen Grund wichtig: Bis zu sieben Bankarbeit­stage kann es dauern, bis das Geld angekommen ist. Die Onlinevari­ante kann, muss aber nicht schneller sein. Nur die Fintechs brauchen definitiv weniger Zeit: „Mit einem Fintech kann die Überweisun­g zum Teil noch am selben Tag funktionie­ren“, sagt Lohrer.

Was soll man aber tun, wenn die Tochter auf ihrer Auslandsre­ise die Geldbörse inklusive Kreditkart­e verloren hat und dringend Bargeld braucht? Für Fälle wie diesen gibt es Geldtransf­er-Dienste wie zum Beispiel Western Union oder Moneygram. Damit kann man das Geld in nur wenigen Minuten an einen Empfänger schicken. Für den Service braucht man auch kein Bankkonto. Dieser Komfort kann aber sehr teuer werden – also ist auch hier zu empfehlen: vorher nach den Gebühren fragen. Eva Pfeiffer

Eine Auslandsüb­erweisung von 30 Euro kann noch einmal 30 Euro Gebühren kosten.

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