Kulturtipps
Im Jahr 1979 verlassen zwei Familien den Osten Deutschlands auf einem sehr speziellen Weg: durch die Luft. Michael „Bully“Herbig hat einen Film darüber gemacht.
Sie waren von ihren Familien im Westen getrennt, durften ihre Meinung nicht sagen oder nicht das studieren, was sie wollten: Viele Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) kannten keine persönliche Freiheit. Schon 1952 hatte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) die deutsch-deutsche Grenze fast überall geschlossen. Nur an wenigen Orten konnte man noch in den anderen Teil Deutschlands reisen. Aber die meisten DDR-Bürger bekamen kein Visum. Auch deshalb verließen viele Menschen das Land illegal.
„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, sagte der DDR-Staatsund Parteichef Walter Ulbricht noch im Juni 1961. Aber wenige Wochen später, am 13. August 1961, wurde die Berliner Mauer trotzdem gebaut. Sie trennte das nach dem Krieg in zwei Staaten geteilte Deutschland fast 30 Jahre lang.
Trotzdem versuchten viele, über die Barriere in die Bundesrepublik (BRD) zu kommen, um vor der Diktatur der SED und des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) zu fliehen. Circa 1000 Menschen wurden bei dem Versuch getötet.
Aber manche hatten Glück und kamen in den Westen. Einige der spektakulären Fluchtgeschichten sind bekannt: So gab es Menschen, die durch dunkle Tunnel gingen, über die Grenze mit einem Leichtflugzeug flogen oder durch die Ostsee schwammen. Immer riskierten sie dabei ihr Leben.
Eine spektakuläre Fluchtgeschichte erzählt nun der Film Ballon von Michael
„Bully“Herbig, der am 27. September ins Kino kommt. Der Regisseur und Produzent ist vor allem unter seinem Spitznamen Bully bekannt und hat schon viele Komödien gemacht. Einige wie Der Schuh des Manitu oder (T)Raumschiff Surprise – Periode 1 waren große Erfolge. Mit Ballon interpretiert Herbig ein ernstes Thema. Der Film erzählt die wahre Geschichte von zwei Familien aus Thüringen, die mit einem selbstgebauten Heißluftballon aus der DDR fliehen wollen.
Als ein erster Versuch nicht funktioniert, ist ihnen die Stasi auf der Spur. Trotzdem machen die Familien Strelzyk und Wetzel weiter und bauen einen zweiten Ballon, der die vier Erwachsenen und vier Kinder in den Westen bringen soll. In der Nacht vom 16. September 1979 versuchen sie es ein zweites Mal. Nach 20 Kilometern landen sie schließlich in der Stadt Naila in Bayern – sie sind endlich in der Freiheit angekommen.
Herbig hat auch am Drehbuch geschrieben. Das Filmteam hat eng mit den Familien zusammengearbeitet. Die Familie Wetzel wohnt heute noch in der Region, Familie Strelzyk ist nach dem Ende der DDR zurück in ihr Haus in Pößneck in Thüringen gezogen. Peter Strelzyk, der im Film von Friedrich Mücke gespielt wird, ist 2017 gestorben.
1982 hat Disney unter dem Titel Mit dem Wind nach Westen schon einmal einen Film über die Flucht der beiden Familien gemacht. Für Herbig war das ein Problem, weil die Familien die Rechte an ihrer Geschichte an Disney verkauft hatten. Mit der Hilfe des berühmten deutschen Regisseurs Roland Emmerich, der gute Kontakte zu Disney hat, gelang es Herbig aber trotzdem, Ballon zu machen.
Extra für den Film wurden zwei Ballone gebaut. Mit einem davon wurde der erste Fluchtversuch gefilmt, mit dem anderen dann die Flucht. Er war 32 Meter hoch und war aus 1245 Quadratmetern Stoff gemacht. Der echte Ballon, mit dem die Familien Strelzyk und Wetzel geflohen sind, ist inzwischen in dem neuen Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg (Bayern), das im Mai 2019 eröffnet werden soll. Ana Maria Michel