Nein
„Patienten dürfen nicht bestraft werden.“
Die Forderung nach einer Strafgebühr ist dreist. Denn es gibt in Deutschland keinen massenhaften Missbrauch der Notfallambulanzen. 57 Prozent der Patienten in Berlin haben vor dem Gang in die Notfallambulanzen vergeblich Hilfe bei einem niedergelassenen Arzt gesucht. Und das schon zu den üblichen Öffnungszeiten. Am Abend und am Wochenende ist diese Situation noch schlimmer.
Denn die Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit des Doktors gibt es heute nicht mehr. Auch das Berufsbild der niedergelassenen Ärzte hat sich nämlich verändert. Der „Teilzeit-Arzt“ist im Kommen. Damit nehmen die Patientenorientierung und der Servicegedanke ab. Es überrascht nicht, dass Öffnungszeiten arbeitnehmerunfreundlich sind und Hausbesuche immer mehr zur Ausnahme werden. Rund ein Fünftel weniger Hausbesuche in acht Jahren sind alarmierend. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Patienten immer öfter in die Notfallambulanz gehen.
Dafür dürfen sie nicht bestraft werden. Bedauerlich ist vielmehr, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen wirkliche Verbesserungen seit Jahren verschleppen. Wir müssen dringend etwas tun bei den Öffnungszeiten der Praxen und auch bei Hausbesuchen. Auch müssen bestehende Angebote, wie der ärztliche Bereitschaftsdienst, bekannter gemacht und ausgebaut werden.
Hierzu bringt Gesundheitsminister Jens Spahn aktuell ein Gesetz auf den Weg. Darüber hinaus brauchen deutsche Krankenhäuser mit Notfallambulanz eine Portalpraxis. Hier wird je nach Schwere des Falls entschieden, ob der Bereitschaftsarzt oder die Notfallambulanz des Krankenhauses weiterhilft. Das würde sehr helfen.