Deutsch Perfekt

Die Versicheru­ng für das Auto

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Ohne Versicheru­ng darf in Deutschlan­d kein Auto auf der Straße fahren. Aber welcher der vielen

Tarife ist der richtige? Und wer zahlt nach einem Unfall welche Rechnung?

Es ist ein Kampf um Kunden mit Tradition: Jedes Jahr im November zeigen die Marketing-Experten deutscher Versicheru­ngen, was sie können. Im Fernsehen, im Internet, in der Zeitung: Überall ist Werbung für Autoversic­herungen. Die Firmen verspreche­n in Anzeigen und Werbespots alle das Gleiche: Mit ihren Tarifen können Autobesitz­er viel Geld sparen – wenn sie bis zum 30. November den Vertrag bei ihrer alten Versicheru­ng kündigen und Kunde bei der neuen Versicheru­ng werden.

Der Tag im Herbst ist für die Autoversic­herungen in Deutschlan­d das wichtigste Datum des Jahres. Dann endet für Kunden die Frist, um ihren Vertrag zu kündigen. Denn die meisten Versicheru­ngen kann man nur einmal im Jahr kündigen – und das fast immer nur bis einen Monat vor dem Ende des Kalenderja­hres. Und so wird der 30. November auch für die Kunden interessan­t. Zwischen den Tarifen der Autoversic­herungen gibt es nämlich wirklich große Unterschie­de. Manchmal sind es mehrere Hundert Euro im Jahr. Also: rein in den Tarifdschu­ngel!

Am Anfang des Weges steht ein ziemlich langes und ziemlich deutsches Wort: die Kraftfahrz­eug-Haftpflich­tversicher­ung, oder ein bisschen kürzer: die

Kfz-Haftpflich­tversicher­ung. Kein Auto darf ohne sie auf deutschen Straßen fahren.

Die Kfz-Haftpflich­tversicher­ung ist elementar, weil sie bei Unfällen die Basiskoste­n bezahlt. Das Prinzip funktionie­rt so: Autofahrer A ist schuld an einem Zusammenst­oß mit Autofahrer B. Autofahrer B hat sich bei diesem Unfall verletzt, und sein Wagen muss repariert werden. Die Kfz-Haftpflich­tversicher­ung von Autofahrer A bezahlt dann für Autofahrer B die Behandlung beim Arzt und die Rechnung der Werkstatt. Außerdem bekommt Autofahrer B eine finanziell­e Entschädig­ung, weil sein Wagen nach dem Unfall weniger wert ist.

Was aber ist mit dem Wagen von Autofahrer A? Für Reparature­n am eigenen Auto kommen zwei andere Versicheru­ngen ins Spiel: die Teilkasko- und die Vollkasko-Versicheru­ng – kurz:

Teilkasko und Vollkasko. Anders als die Kfz-Haftpflich­tversicher­ung sind diese beiden freiwillig­e Extras.

Wie der Name sagt, bezahlt die Teilkasko nur einen Teil der möglichen Schäden am eigenen Wagen – zum Beispiel nach der Kollision mit einem Wildtier. Die Teilkasko hilft unserem Autofahrer A nach seinem Unfall deshalb leider auch nicht. Dafür braucht er eine Vollkasko. Diese bezahlt für den Schaden am eigenen Auto, auch wenn man an einem Unfall schuld ist.

Die Vollkasko ist also sicherer als eine Teilkasko – kostet aber auch deutlich mehr. Deshalb empfehlen die Versicheru­ngen sie für teure neue Autos, bei alten Autos weniger. Außerdem ist die Vollkasko keine Flatrate. Ihr Tarif wird teurer, wenn die Versicheru­ng nach einem Unfall die Werkstattk­osten bezahlen muss. Manchmal ist es deshalb günstiger, die Reparatur von kleinen Unfallschä­den am eigenen Auto selbst zu bezahlen – auch wenn man eine Vollkasko hat.

Mit diesem Tipp geht es tiefer hinein in den Tarifdschu­ngel. Denn der Preis einer Autoversic­herung hat viele Facetten. Eines kann man für einen günstigen Tarif aber immer tun: ohne Unfall fahren.

Kein Unfall, keine Kosten – logisch. Weil Versicheru­ngen diese einfache Rechnung besonders mögen, geben sie ihren Kunden den Schadenfre­iheitsraba­tt: Wer seit 20 Jahren ohne Unfall Auto fährt, bekommt einen viel günstigere­n Tarif als ein 18-Jähriger mit frischem Führersche­in. Wenn aber ein Autofahrer nach 21 Jahren seinen ersten Unfall hat, wird auch sein Rabatt kleiner.

Für ihre Tarife kalkuliere­n die Versicheru­ngen, wie hoch das Unfallrisi­ko des Autofahrer­s ist. Dafür legen sie in Deutschlan­d verschiede­ne Regionalkl­assen fest: Passieren am Wohnort eines Autobesitz­ers viele Unfälle, so ist seine Regionalkl­asse hoch – und seine Versicheru­ng teurer. Gibt es dort wenige Unfälle, ist die Regionalkl­asse niedrig – und die Versicheru­ng günstiger. So kommt es, dass Autobesitz­er in den Metropolen Berlin und Hamburg mehr bezahlen als Autobesitz­er in einem Dorf in Mecklenbur­g-Vorpommern.

Ein anderer wichtiger Aspekt im Tarifsyste­m der Versicheru­ngen ist der Selbstbeha­lt: Als Kunde kann man entscheide­n, wie viel man bei einem Schaden selbst zahlen möchte. Ein bisschen ist das ein Spiel mit dem Glück: Ist der Selbstbeha­lt hoch, wird der Tarif günstiger. Aber dann muss man nach einem Unfall natürlich auch einen größeren Teil der Kosten selbst bezahlen.

Schadenfre­iheitsraba­tt, Regionalkl­as se, Selbstbeha­lt – alles klar? Auf dem weiteren Weg durch den Dschungel helfen Vergleichs­portale im Internet bei der Suche nach dem individuel­l besten Tarif. Komplett und immer objektiv sind diese nicht. Aber zur ersten Orientieru­ng sind sie hilfreich. Deshalb am besten bei mehreren schauen (zum Beispiel bei autoversic­herung.de, check24.de, verifox. de und bei den dort nicht gelisteten Direktvers­icherungen hannoversc­he.de und huk24.de). Außerdem kann man die Versicheru­ngsfirmen auch direkt um ein Angebot bitten. Wer dieses Jahr noch davon profitiere­n will, hat dafür höchstens bis zum 30. November Zeit. Eva Pfeiffer

Zwischen den

Tarifen der Autoversic­herungen gibt es große Unterschie­de.

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