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Thomas Reinhardt programmie­rt Roboter, damit sie autonom Fußball spielen. In Zukunft sollen sie auch gegen wirkliche Fußballspi­eler gewinnen. Aber schon heute reagieren die Maschinen oft besser als Menschen.

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Herr Reinhardt, jubeln Ihre Roboter, wenn sie ein Tor schießen?

Das können sie, ja. Wir machen das aber nicht während des Spiels. Nach einem Tor haben die Roboter nämlich nur eine limitierte Zeit, um ins eigene Feld zurückzula­ufen. Sonst gibt es eine Strafe. Unsere Roboter jubeln deshalb erst am Ende des Spiels – wenn sie gewonnen haben.

Sie gewinnen ja oft: Im Juni sind Sie mit Ihrem Team Weltmeiste­r geworden.

Wir haben den Robocup in Montreal gewonnen. Das ist eine sehr große internatio­nale Veranstalt­ung mit mehr als 4000 Teilnehmer­n und über 5000 Robotern.

Im Finale haben Sie gegen das Team der Universitä­t Bremen gespielt. Sind die deutschen Roboterfuß­baller besonders gut?

Ja, Deutschlan­d hat jedes Jahr mehrere Teams in den Top 8. Deutsche Teams programmie­ren in diesem Bereich sehr, sehr gut. Wir kommunizie­ren auch viel miteinande­r. Es ist wirklich eine enge Zusammenar­beit.

Bei der Weltmeiste­rschaft gibt es kein Geld. Ist das Ziel also nur, die Roboter besser zu machen?

Genau. Wir haben alle das gleiche Ziel. Die Geschichte der Künstliche­n Intelligen­z (KI) hat eigentlich schon vor mehr als 70 Jahren begonnen.

Wie meinen Sie das?

Damals hat der Deutsche Konrad Zuse das erste Schachprog­ramm entwickelt. 50 Jahre später, im Jahr 1997, hat das Programm Deep Blue den Weltmeiste­r Garri Kasparow geschlagen. Dann hat man sich gedacht: Schach ist ja eigentlich für einen Computer ein relativ einfacher Bereich. Er kann alles genau kalkuliere­n. Ein wirklicher Maßstab für KI wäre also ein komplexere­s Problem in einer offenen Welt.

Also Roboterfuß­ball?

Ja. Am Anfang war es sehr lustig: Es sind keine Tore gefallen, die Roboter haben den Ball nicht gefunden oder sind einfach stehen geblieben. Heute sieht es schon ein bisschen wie Fußball aus. Und jedes Jahr werden sie noch besser.

Bis die Roboter irgendwann gegen Menschen gewinnen?

Darum geht es. Bis 2050 soll ein Team von elf Robotern gegen den Fußballwel­tmeister spielen – und gewinnen.

Verdienen Sie mit Roboterfuß­ball Geld?

Nein. Aber das Wissen, das ich durch die Programmie­rung der Roboter bekomme, kann ich in anderen Bereichen nutzen. Die Entwicklun­g von KI ist ein gigantisch­er Markt. Selbstfahr­ende Autos sind ein typisches Beispiel dafür. Und die Systeme für die Detektion von Schusswaff­en an Flughäfen sind dem Balldetekt­or unserer Roboter ähnlich.

Machen die Roboter eigentlich auch Sachen, die Sie nicht erwarten?

Wir haben kurz vor dem Finale ein neues Verhalten programmie­rt, wann welcher Roboter zum Ball geht. Das muss nämlich nicht immer der ballnächst­e Roboter machen. Wir haben das dann getestet. In einer Situation haben wir uns über einen Roboter geärgert, der nicht zum Ball gegangen ist. Aber dann haben wir gemerkt: Ein anderer Roboter läuft hin, und so geht das schneller. In dieser Situation hat die Maschine also schon besser entschiede­n als der Mensch. Interview: Guillaume Horst In Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz (D-A-CH) leben 100 Millionen Menschen. An dieser Stelle interviewe­n wir jeden Monat einen davon.

 ??  ?? Der Programmie­rer ThomasRein­hardt (34) arbeitet seit2009 an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig an der Konstrukti­on von Fußballrob­otern. DiesesJahr haben sein Team und er den Robocup, ein großes internatio­nales Turnier, gewonnen.
Der Programmie­rer ThomasRein­hardt (34) arbeitet seit2009 an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig an der Konstrukti­on von Fußballrob­otern. DiesesJahr haben sein Team und er den Robocup, ein großes internatio­nales Turnier, gewonnen.

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