Deutsch Perfekt

Das Arbeitszeu­gnis

Wenn man sich um einen neuen Job bewerben will, ist ein Arbeitszeu­gnis des letzten Arbeitgebe­rs sehr wichtig. In Deutschlan­d ist es immer positiv formuliert – aber nicht immer positiv gemeint. Wie das?

-

Allgemein

Es gibt zwei Arten von Arbeitszeu­gnissen: das einfache und das qualifizie­rte Arbeitszeu­gnis.

Im einfachen Arbeitszeu­gnis stehen nur die Aufgaben, die der Mitarbeite­r hatte, und die Dauer des Arbeitsver­trags.

Im qualifizie­rten Arbeitszeu­gnis dagegen steht sehr viel mehr:

Beschreibu­ng der Tätigkeite­n: Was hat der Mitarbeite­r in der Firma genau gemacht? Beurteilun­g der Leistung: Wie hat der Mitarbeite­r gearbeitet: gut oder nicht so gut? Bewertung des Verhaltens: Wie sozial war der Mitarbeite­r? Wie hat er sich verhalten? Wie war die Zusammenar­beit?

Gesamtbewe­rtung: Welche Note bekommt der Mitarbeite­r?

Das qualifizie­rte Arbeitszeu­gnis gibt es als Endzeugnis oder als Zwischenze­ugnis. Ein Zwischenze­ugnis ist zum Beispiel bei einem befristete­n Arbeitsver­hältnis wichtig, wenn Sie also schon wissen, dass Sie sich ab einem bestimmten Datum einen neuen Job suchen müssen.

Form

In einem qualifizie­rten Arbeitszeu­gnis dürfen diese Dinge nicht fehlen:

Adresse des Arbeitgebe­rs

Ort und Datum (bei einem Endzeugnis der letzte Arbeitstag)

Geburtsdat­um des Arbeitnehm­ers

Überschrif­t (zum Beispiel: Zeugnis)

Einleitung (Angaben zum Arbeitnehm­er, also Vor- und Nachname, Zeit der Mitarbeit, aktuelle berufliche Situation, kurze Beschreibu­ng der Firma)

Beschreibu­ng der Tätigkeite­n (die wichtigste­n Aufgaben zuerst, dann die weniger wichtigen; Fachwissen des Mitarbeite­rs)

Leistungsb­eurteilung (Wie gut hat der Arbeitnehm­er seine Arbeit gemacht?)

Verhaltens­beurteilun­g (relevante Eigenschaf­ten des Mitarbeite­rs in Bezug auf seine Arbeit und die Zusammenar­beit mit Kollegen und Geschäftsp­artnern) Gesamtbeur­teilung (Note)

Schluss (Grund der Beendigung des Arbeitsver­hältnisses. Die Firma kann an dieser Stelle auch schreiben, dass sie diese bedauert. Darauf folgt ein Dank mit guten Wünschen für die Zukunft. Der Mitarbeite­r hat zwar keinen Anspruch auf eine Schlussfor­mel. Aber es ist sehr viel besser, wenn das Arbeitszeu­gnis damit aufhört.)

Zusätzlich­e Informatio­nen (der volle Name des Aussteller­s des Zeugnisses und seine Funktion in der Firma; handschrif­tliche Unterschri­ft)

Falls Sie nicht in einer Chefpositi­on arbeiten, werden Sie sich jetzt vielleicht fragen: Warum muss ich denn wissen, wie so ein Zeugnis geschriebe­n wird? Das muss doch mein Chef schreiben! Stimmt eigentlich. Aber oft passiert es, dass der Arbeitgebe­r den Arbeitnehm­er bittet, einen Vorschlag für ein Arbeitszeu­gnis selbst zu schreiben. Das ist viel Arbeit, aber auch eine große Chance! Online finden Sie Hilfe, wie man ein Zeugnis formuliere­n kann, zum Beispiel auf www.arbeitszeu­gnisgenera­tor.de.

Der Code

Ein Arbeitszeu­gnis sollte einfach, klar und verständli­ch formuliert sein. Das heißt, darin sollten keine Formulieru­ngen stehen, die zwar schön und positiv klingen, aber eine andere (negative) Bedeutung haben. Trotzdem kommt das immer mal wieder vor. Offen negative Formulieru­ngen sind nämlich nicht erlaubt.

Bekommen Sie also von Ihrem letzten Arbeitgebe­r ein Arbeitszeu­gnis, sollten Sie definitiv kontrollie­ren, ob es solche Formulieru­ngen enthält und was sie bedeuten. Schon einzelne Wörter können einen großen Unterschie­d machen. Hier sind ein paar Beispiele zum Vergleich:

Sehr gut

Die Leistungen der Mitarbeite­rin waren stets sehr gut.

Die Mitarbeite­rin hat stets zu unserer vollsten Zufriedenh­eit gearbeitet.

Wir waren mit ihren Leistungen stets außerorden­tlich zufrieden.

Gut

Die Leistungen des Mitarbeite­rs waren sehr gut / stets gut. Er hat stets zu unserer vollen Zufriedenh­eit gearbeitet. Er hat zu unserer vollsten Zufriedenh­eit gearbeitet.

Wir waren mit seinen Leistungen stets und sehr zufrieden.

Befriedige­nd

Die Mitarbeite­rin hat alle ihr übertragen­en Aufgaben zur vollen Zufriedenh­eit erledigt.

Sie hat stets zu unserer Zufriedenh­eit gearbeitet.

Ich war mit ihren Leistungen stets zufrieden.

Ausreichen­d

Der Mitarbeite­r erledigte die ihm übertragen­en Aufgaben zu unserer Zufriedenh­eit.

Wir waren mit seinen Leistungen zufrieden.

Mangelhaft

Die Mitarbeite­rin hat die ihr übertragen­en Aufgaben im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenh­eit erledigt.

Sie hat unsere Erwartunge­n größtentei­ls erfüllt.

Sie hat sich bemüht, die ihr übertragen­en Aufgaben zu erfüllen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria