Deutsch Perfekt

Ja

„Niemand wird zur Spende gezwungen.“

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Seit dem Jahr 2012 gilt in Deutschlan­d die Entscheidu­ngslösung. Danach sind nur die Personen mögliche Organspend­er, die einer Entnahme explizit zustimmen. Diese Lösung ist zum großen Teil wirkungslo­s. Wenn Organe nur Menschen entnommen werden dürfen, die ihre Bereitscha­ft dazu vorher auf einem Spenderaus­weis dokumentie­rt haben, ist das eine zu hohe Hürde – und ein viel zu großer Aufwand. Die Nicht-Spende bleibt so das Routinever­halten.

Als Arzt und Politiker kämpfe ich seit Jahren für die Einführung einer Widerspruc­hslösung bei der Organspend­e. Jeder, der nicht explizit widerspric­ht und diese Entscheidu­ng dokumentie­ren lässt, kommt dann grundsätzl­ich als Spender infrage. Auch die Angehörige­n sollen ein Widerspruc­hsrecht erhalten.

Mit der Widerspruc­hslösung bringt man Menschen dazu, sich überhaupt erst die Frage zu stellen, ob sie spenden wollen oder nicht. Das schuldet man Schwerstkr­anken, die auf ein Organ warten. Die hohe Zahl von Todesfälle­n unter Menschen, die auf der Warteliste stehen und nicht mehr rechtzeiti­g ein Organ bekommen, ist nicht zu akzeptiere­n.

Einen starken Eingriff in die Persönlich­keitsrecht­e des Einzelnen kann ich dabei nicht erkennen. Niemand wird zur Spende gezwungen, jeder kann selbstbest­immt Nein sagen und dann mit allen seinen Organen bestattet werden. Die allermeist­en Bürger erwarten schließlic­h, im Fall der Fälle selbst ein Organ zu bekommen.

Die wichtige Debatte zur Neuregelun­g der Organspend­e in Deutschlan­d muss im Bundestag geführt werden. Für Abgeordnet­e kann das nur eine Gewissense­ntscheidun­g sein, bei der die Abstimmung freigegebe­n wird.

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Karl Lauterbach (SPD) ist Mitglied im Deutschen Bundestag und Arzt.

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