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Die Vogel-Frau

Schon als Kind hat sich Annedore Langner (58) um Tiere gekümmert. Heute bringen Leute aus ganz Berlin und Brandenbur­g verletzte Vögel zu ihr.

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Frau Langner, um wie viele Vögel kümmern Sie sich?

Ab Oktober sind es nicht mehr so viele. Aber von Mai bis Oktober kommen circa 400 Vögel zu mir. In Berlin gibt es keine offizielle­n Institutio­nen, zu denen Leute mit diesen verletzten Tieren gehen können. Tierärzte, Tierklinik­en und der Naturschut­zbund schicken die Menschen also alle zu mir. Sie kommen dann mit verletzten Vögeln oder Babyvögeln, die sie gefunden haben. 80 Prozent werden bei mir zu Hause auch gesund. Die anderen hatten zu große Verletzung­en, sind zu spät zu mir gekommen, oder die Leute haben ihnen etwas Schlechtes zu Essen gegeben. Zum Beispiel Quark – das geht bei Vögeln wirklich nicht.

Was geben Sie den Vögeln denn zu essen?

Ich kann es nicht im Detail erklären, das dauert zu lange. Ich habe über 20 Jahre an einer Futtermisc­hung gearbeitet. Sie ist aus fünf Produkten gemacht, die man im Supermarkt kaufen kann. Wenn die Vögel eine Komponente allein essen, sterben sie. Aber ich mahle sie und mische sie dann zusammen. Diese Futtermisc­hung passt für jeden Vogel. Ich muss nur noch für jede Art etwas Spezielles dazugeben. Ein Rotkehlche­n bekommt Würmchen, eine Krähe Fleisch dazu.

Haben die Vögel Sie auch schon mal verletzt?

Das passiert manchmal. Sie attackiere­n mich mit Schnabel und Krallen. Besonders wenn ich Greifvögel habe, ist das nicht so einfach. Aber ich weiß ja: Sie tun das nur, weil sie Angst haben. Ich bin ihnen dann nicht böse. Die Arbeit mit den Vögeln macht mir auch sehr viel Spaß – das ist ein Feuer, das in mir ist. Und nur damit kann ich diese Arbeit machen.

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