Ihr wollt bauen? Wir sind schon da!
Immer wieder stoppen in Deutschland kleine Tiere große Bauprojekte. Dafür müssen sie nichts Spezielles tun – nur da sein und zu einer seltenen Art gehören. Dann stehen sie nämlich unter einem besonderen Schutz.
Beispiel HamburgBergedorf: Eine große Population der Zierlichen Tellerschnecke (Anisus vorticulus) hat ihr Zuhause auf einem Areal, auf dem ein Investor einen Logistikpark bauen will. Also wird im Februar 2013 alles gestoppt. 300 000 Euro kostet die ExpertenAnwort auf die Frage: Kann das bis zu fünf Millimeter große Tierchen umziehen? Rund vier Jahre später ist das Ergebnis da. Am 3. Juni 2017 schreibt die Bergedorfer Zeitung: „Zierliche Tellerschnecke darf umziehen“. Der Logistikpark wird aber nicht mehr gebaut.
Bekannt ist auch die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros), eine Fledermaus. 2007 hat sie in Dresden ihren großen Auftritt. Dort verzögert sie den Baubeginn der stark umstrittenen Waldschlößchenbrücke um drei
Monate. Fast stoppt das Tierchen das Projekt ganz. Die Kleine Hufeisennase bekommt aber ein paar Extras: Wegen ihr dürfen Autofahrer nachts nur mit Tempo 30 fahren. Neue Vegetation soll dem Tier bei der Orientierung helfen. Und es gibt eine „fledermausfreundliche Beleuchtung“. Die gefällt auch Eurobats, dem FledermausSekretariat der UN in Bonn.
Der Kammmolch (Triturus cristatus) erreicht 2010, dass ein Teil der Autobahn 44 anders geplant werden muss. Zwischen den nordhessischen Orten Helsa und Hessisch Lichtenau leben nämlich rund 5000 Exemplare. Die Lösung: ein 50 Millionen Euro teurer Tunnel – für die Autos, nicht für die Amphibien.
Und das Bachneunauge (Lampetra planeri) macht 2004 dem Flughafen MünsterOsnabrück Probleme. Die Start und Landebahn ist dort geplant, wo es in einem Bach lebt. Die Lösung: eine transparente Brücke für zehn Millionen Euro. Denn das Tier mag es hell.