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Woher kommen die vielen Brotvarian­ten?

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Für Nomaden war Brot noch keine Option: Wer von einem Ort zum anderen wandert, kann kein Getreide kultiviere­n. Vor rund 12 000 Jahren fingen die Menschen dann aber an, sesshaft zu werden. Der Vorteil: Getreide kann man lagern. Wer gut plant (und keine schlechte Ernte hat), muss im Winter keinen Hunger haben. So wird Getreide zu einer wichtigen Basis der menschlich­en Kultur. Man nutzt es auch politisch: Wer die Getreidere­serven kontrollie­rt, hat die Macht. Das wussten schon die Pharaonen im alten Ägypten. Dort wurde vor circa 6000 Jahren auch das erste moderne Brot gebacken.

Über die spätere Arabische Halbinsel erreichte die Brotkultur die verschiede­nen Teile der Welt. Sie kam auch in das Gebiet des heutigen Deutschlan­ds: Vor rund 1300 Jahren haben in Städten die ersten Bäckereien ihre Türen geöffnet. Natürlich hat es zu der Zeit noch nicht die Staatsgren­zen und die politische Struktur von heute gegeben. Landkarten von damals zeigen eine Sammlung vieler kleiner Staaten. Manche hatten mehr, andere weniger Kontakt zueinander.

Jeder von ihnen hatte seine typischen Traditione­n – und seine eigenen Backspezia­litäten. Ein Grund dafür ist auch, dass die Böden sehr unterschie­dlich waren: Im Norden wächst bis heute zum Beispiel der Roggen besser, im Süden der Weizen. Aber das Klima ist überall ideal für den Getreidean­bau, wenn die Sorte stimmt. Dass im deutschen Brotregist­er aktuell rund 3200 verschiede­ne Brotspezia­litäten zu finden sind, ist also kein Wunder.

Und wenn die Deutschen ins Ausland fahren, sind sie oft schon nach wenigen Tagen ein bisschen traurig, weil ihnen die dunklen und krustigen Brote ihrer Heimat fehlen. Es gibt wahrschein­lich kaum etwas so typisch Deutsches wie den starken Wunsch nach Pumpernick­el im Exil.

Nicht selten entdecken ausländisc­he Gäste, wie lecker das deutsche Brot sein kann. Oft können sie gar nicht anders: Während in anderen Ländern abends oft warme Gerichte auf den Tisch kommen, gibt es bei Deutschen das Abendbrot. Und wie der Name schon sagt: Ohne Brot funktionie­rt es nicht, es ist der wichtigste Teil des Ganzen. Über das Frühstück braucht man an dieser Stelle gar nicht zu reden: Hier ist sowieso klar, dass am Morgen Brötchen die Hauptrolle spielen.

Schon kleine Kinder lernen, Brot zu (fast) jeder Tageszeit zu essen. In die Brotboxen kommt das belegte Brot für die Kindergart­en und Schulpause. Für die Bahnfahrt zu den Großeltern werden selbstvers­tändlich belegte Brote als Reiseprovi­ant vorbereite­t. Und auch Managerinn­en auf Reisen holen sich beim Bäcker im Bahnhof schnell noch ein Baguette mit Tomate und Mozzarella.

Es ist also nur logisch, dass es in Deutschlan­d mehrere Brotmuseen gibt, die von dieser Kultur erzählen. Das bekanntest­e ist das Museum für Brot und Kunst in Ulm. Es gibt dort mehr als 20 000 Objekte aus verschiede­nen Epochen und aus vielen Teilen der Welt zum Thema Brot und Ernährung. Im Programm des Museums: Sonderauss­tellungen, Tischgespr­äche und natürlich Backkurse für Kinder und Erwachsene.

Die braucht Daniel Probst natürlich nicht mehr. Er deckt einen Trog ab, der mit einer gräulichkl­ebrigen Masse gefüllt ist. Der Sauerteig für das Roggenbrot vom nächsten Tag. „Der chillt bis morgen früh um eins.“Der 35jährige Bäckermeis­ter war als erster BrotSommel­ier Norddeutsc­hlands Gast vieler Talkshows. Nach einer SommelierF­ortbildung an der Akademie des Bäckerhand­werks in Weinheim (BadenWürtt­emberg) durfte er sich „BrotSommel­ier“nennen. Die Standesver­tretung hatte vor fünf Jahren

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