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Trotzdem tanzen

Auch nach mehr als 20 Jahren macht die Band Mia Musik, zu der man tanzen will. Jetzt stellen die Berliner ihr neues Album vor.

- Ana Maria Michel

Wer schon einmal Limbo getanzt hat, weiß, dass das gar nicht so einfach ist. Vor allem, wenn man sich nicht so athletisch bewegen kann. Bei dem Tanz aus der Karibik muss man in die Knie gehen, mit dem Rücken eine Kurve machen und dann unter einer Stange durchtanze­n, ohne sie zu berühren. Je tiefer sie hängt, desto schwierige­r ist es. Die Berliner Elektropop-Band Mia hat nun ihrem neuen Album den Namen dieses extravagan­ten Tanzes gegeben. Limbo ist ihr siebtes Album. Ab dem 30. April gehen sie damit auch auf Tour.

Mia gibt es schon seit mehr als 20 Jahren. 1997 hat die Gruppe als Schülerban­d angefangen. Damals war die Sängerin Maria Mummert – heute besser bekannt unter ihrem Künstlerna­men Mieze Katz – 18 Jahre alt. Die Band hieß auch mal Me in Affairs. Der Name Mia könnte eine Kurzform dafür sein, aber zum Beispiel auch für „Musik ist alles“. Was Mia genau bedeutet, ist unbekannt.

Das ist aber eigentlich auch egal. Mia haben sich schon lange einen Namen in der deutschen Musiklands­chaft gemacht. 2002 stellten die Berliner mit Hieb und Stichfest ihr erstes Album vor. Ihre Musik war damals noch mehr Punk als heute. Sie erinnerte an den Stil der Neuen Deutschen Welle. Die Gruppe wurde deshalb mit Bands wie Ideal verglichen. Aber: Die

Mitglieder hatten die Musik der Neuen Deutschen Welle vorher nicht gehört. Das sagen sie zumindest. Sängerin Mieze Katz soll sich erst danach mit Musikerinn­en wie Nina Hagen oder Nena beschäftig­t haben.

In den Jahren 2003 und 2004 gab es viel Aufregung, als Mia das Lied „Was es ist“vorstellte. Im Video dazu tragen die Musiker in Anspielung auf die deutsche Flagge Kleidung in den Farben Schwarz, Rot und Gold. Mit dem Lied wollten sie sich für einen neuen Umgang mit der deutschen Identität einsetzen. Das fanden aber nicht alle so toll. Mia wurde

vorgeworfe­n, nationalis­tisch zu sein. Das war keine einfache Zeit für die Band: Bei einem Konzert haben Fans die Musiker mit Eiern und Tomaten beworfen.

Aber diese Zeit ist lange vorbei. Ein kurzes Stück aus dem Lied wurde sogar zum Titelsong der bekannten Fernsehsen­dung „37 Grad“. Mit „Hungriges Herz“und „Tanz der Moleküle“haben Mia Ohrwürmer gemacht, zu denen man gut tanzen kann. Die Elektropop-Songs wurden zu Hits. 2015 publiziert­en sie mit Biste Mode ihr letztes Album vor Limbo.

Vor drei Jahren feierten Mia ihren 20. Geburtstag – und beschlosse­n, einen Neuanfang zu machen. Sängerin Mieze Katz, Schlagzeug­er Gunnar Spiess, Bassist Robert „Bob“Schütze und Gitarrist Andy Penn stellten sich viele wichtige Fragen. Zu Beispiel die, wie und ob es nach 20 Jahren weitergehe­n sollte. Warum Mia? Diese Frage wurde auch diskutiert.

Die Gruppe kündigte ihrem Label und ihrem Management. Und sie beschloss, weiterzuma­chen und ein neues Album zu produziere­n. „Plötzlich waren da Songs, die dringend geschriebe­n werden mussten, weil es sie noch nicht gab“, sagten Mia in einem Interview. Zum ersten Mal arbeiteten sie für ein Album gemeinsam an den Liedern, von der Idee bis zur Aufnahme. Das Ergebnis sind elf fantastisc­he Songs, bei denen man die für Mia typische Energie hören kann.

Bei dem Video zum Titelsong von Limbo macht eine besondere Person mit: Thorsten Schröder, der vor allem als Nachrichte­nsprecher aus dem Fernsehen bekannt ist. Zum Song von Mia tanzt der 52-Jährige in dem Video enthusiast­isch in Anzug und Krawatte. Es macht ziemlich großen Spaß, ihm dabei zuzuschaue­n.

In dem Lied geht es um Optimismus. Immer und zu jeder Zeit. Aber: Optimistis­ch zu sein, ist in manchen Situatione­n genauso schwierig, wie unter einer Stange durchzutan­zen. Dazu passt sehr gut, dass der englische Ausdruck in limbo bedeutet, in der Schwebe zu sein. Also nicht richtig weiter zu wissen, zu zweifeln. Mia tanzen trotzdem. Warum? Das beantworte­t der neue Song ziemlich klar: weil sie es können.

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Das ist Mia: Sängerin Mieze Katz und ihre drei Berliner Bandkolleg­en.

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