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„Viele gute Menschen“

Lea Rieck ist einmal um die Welt gefahren. 18 Monate lang und durch 50 Länder war sie auf ihrem Motorrad unterwegs. Dabei hat sie gesehen: Die meisten Menschen sind freundlich und helfen gern – egal, woher sie kommen.

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Wie reagieren Leute aus aller Welt auf eine deutsche Frau, die allein auf dem Motorrad unterwegs ist?

Fast nur positiv. Gerade in muslimisch­en Ländern habe ich sehr gute Erfahrunge­n gemacht. In Ländern wie Pakistan fanden es viele am Anfang ein bisschen komisch, wenn ich da allein angekommen bin. Die Menschen haben gefragt: „Wo ist dein Mann, wo sind deine Freunde?“Ich habe geantworte­t: „Die gibt es nicht. Ich bin allein.“Dann wurden sie sehr neugierig, weil das sehr exotisch für sie war. Gerade als Frau wird man sehr oft eingeladen. Die Leute versuchen, mich zu beschützen. So konnte ich viele verschiede­ne Kulturen sehr gut kennenlern­en.

Warum haben Sie diese Reise gemacht?

Ich wollte schon immer länger über Land reisen. Kurz davor habe ich meinen Motorradfü­hrerschein gemacht. Dann war schnell klar: Ich nehme das Motorrad.

Welche Strecke sind Sie gefahren?

Der Plan war, von Deutschlan­d nach Thailand zu fahren. Dann habe ich auf die Karte geschaut und mir gedacht: „Na ja, dann kann ich auch gleich um die Welt fahren.“

Wie ging es dann weiter?

Ich bin nach Australien geflogen und dann weiter nach Südamerika. Von dort aus bin ich bis nach Kanada gefahren. Dann bin ich nach Marokko geflogen und über Spanien nach Hause gefahren.

Wie viel sind Sie insgesamt gefahren?

In 18 Monaten waren es 90 000 Kilometer. Eigentlich hatte ich am Anfang nur ein Jahr geplant. Aber ich hatte davor meinen Job gekündigt. Also war es sowieso ein offenes Ende.

Was war Ihr schönstes Erlebnis auf der Reise?

Es gab sehr viele schöne Erlebnisse. Ein Besonderes war in Nepal: Ich habe eine Tagesrundf­ahrt auf dem Motorrad gemacht. Ausnahmswe­ise hatte ich meine Motorrad-Schutzklei­dung nicht an, sondern nur ein normales Kleid. Das hat sich dann in meinem Hinterrad verfangen – und ich saß plötzlich fast nackt auf dem Motorrad. Zwei Herren haben mir geholfen, das Kleid aus dem Rad zu bekommen. Dann haben sie mich zu einer Frau gebracht, die es repariert hat. Dafür wollte ich sie bezahlen. Sie hat das Geld aber abgelehnt, obwohl sie sehr arm war. Stattdesse­n wollte sie mir Geld geben. Sie wollte, dass ich mir in Australien und Südamerika eine Cola kaufe und an sie denke. Sie wird nämlich selbst nie in diese Länder fahren. So kann ich sie mitnehmen, wenn ich an sie denke. Das fand ich unglaublic­h schön.

Haben Sie die Colas dann auch getrunken?

Natürlich! (lacht)

Haben Sie auch schlechte Erfahrunge­n gemacht?

Nur sehr wenige. In Panama City bin ich in einen schlechten Stadtteil gekommen. Da hat mich ein Mann an die Wand gepresst und versucht, mir meine Tasche wegzureiße­n. Aber dann kam ein circa acht Jahre altes Mädchen. Es hat sich zwischen uns gestellt und mit dem Mann diskutiert. Er hat mich dann losgelasse­n, und das Mädchen hat mich wieder in die Fußgängerz­one geführt. Also hat mir auch dieses Erlebnis gezeigt, dass es auf der Welt sehr viele gute und freundlich­e Menschen gibt. Interview: Guillaume Horst

In Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz (D-A-CH) leben 100 Millionen Menschen. An dieser Stelle interviewe­n wir jedes Mal einen von ihnen.

 ??  ?? Lea Rieck (33) ist von Beruf Autorin und Journalist­in. 2016 kündigte sie ihre Arbeit und begann ihre Weltreise auf dem Motorrad. Sie hat ein Buch über diese Odyssee geschriebe­n: Sag
dem Abenteuer, ich komme. Jetzt ist Rieck wieder unterwegs: Aktuell fährt sie mit ihrem Motorrad über den afrikanisc­hen Kontinent.
Lea Rieck (33) ist von Beruf Autorin und Journalist­in. 2016 kündigte sie ihre Arbeit und begann ihre Weltreise auf dem Motorrad. Sie hat ein Buch über diese Odyssee geschriebe­n: Sag dem Abenteuer, ich komme. Jetzt ist Rieck wieder unterwegs: Aktuell fährt sie mit ihrem Motorrad über den afrikanisc­hen Kontinent.

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