77 kleine Lügen
Sagen Sie immer das, was Sie wirklich denken? Nicht immer ist das die eleganteste Lösung. Zum Glück gibt es schöne Euphemismen, die den Alltag ein bisschen netter machen. Von Claudia May, Illustrationen: Luca Boscardin
Sagen Sie immer genau das, was Sie wirklich denken? Oft ist das nicht die eleganteste Lösung. Zum Glück gibt es schöne Euphemismen, die den Alltag ein bisschen netter machen. Wir stellen sie vor.
Sehr direkt sind sie, die Deutschen. Fehler und Probleme sprechen nicht nur Chefs sofort an, sondern auch gute Freunde. Das ist zumindest das Klischee. Aber: Ganz so schlimm ist es auch nicht. Genau wie in anderen Kulturen gibt es auch in der deutschen viele Möglichkeiten, Kritik etwas schöner wirken zu lassen: mit Euphemismen. Damit hören sich unangenehme Wahrheiten plötzlich viel positiver an.
Euphemismen kann man sehr verschieden bilden. Zum Beispiel durch Umschreibungen (gut beieinander statt dick) oder auch, indem Fach- und Fremdwörter genutzt werden. Ein englischer Ausdruck hört sich nämlich oft viel wichtiger an.
In der deutschen Alltagssprache findet man besonders viele Euphemismen in Lebensbereichen, über die fast niemand gern oder offen spricht: Krankheit, Tod oder auch Sexualität sind Beispiele dafür. Auch in Politik und Wirtschaft sind Euphemismen typisch. Denn wer möchte bei seinen Wählern oder Angestellten schlechte Laune riskieren? Da ist es besser, man verpackt die negative Botschaft in eine nette Worthülse. Auch die Werbung ist bekannt dafür, alles ein bisschen eleganter auszudrücken.
Die Grenzen zwischen einem echten Euphemismus und einer netten Umschreibung sind oft fließend. Viele dieser Ausdrücke sind schon so stark in die Alltagssprache integriert, dass sie kaum auffallen. Manche haben es auch geschafft, das Originalwort fast komplett zu verdrängen. Wann haben Sie zum Beispiel das letzte Mal eine Stellenanzeige gesehen, in der eine Putzfrau gesucht wurde?
Für diesen Job gibt es schon lange einen anderen Titel. Den verraten wir Ihnen natürlich in dieser Sammlung. Außerdem stellen wir noch 76 andere Möglichkeiten vor, sich Dinge mit Euphemismen und anderen Umschreibungen schönzureden. Sie müssen zum Beispiel nie wieder beim Sport schwitzen, in einem lauten Großraumbüro sitzen oder Angst vor künstlichen Stoffen im Essen haben.