Kinder ihrer Zeit
Eigentlich will Jana nur die Wahrheit über ihre Familie wissen. Dabei lernt sie viel mehr über ihr Land, die zwei deutschen Staaten.
Wer den Vorgänger zu Margos Töchter nicht gelesen hat, muss diese Familie erst kennenlernen. Dabei ist man als Leser aber nicht besonders im Nachteil: Die Hauptfigur Jana Seliger muss das auch. Inzwischen selbst Mutter, wuchs sie in den 80er-Jahren als Kind aus einer kaputten Ehe auf. Als ihre Mutter Leonore starb, war Jana erst 13. Angeblich war es Suizid. Jana möchte das aber nicht akzeptieren. Ihre Suche nach der Wahrheit führt sie in die Stasiunterlagenbehörde nach Berlin. In der Hauptstadt wohnte eine Brieffreundin von Leonore, Clara Pinkus. Genau wie ihre Freundin aus Westdeutschland war sie ein Kind ihrer Zeit – und ihres Landes. Clara glaubte an die Ideologie der Deutschen Demokratischen Republik, Leonore an die Freiheit des Westens. Trotzdem gerieten beide in Konflikt mit dem Gesetz. In ihren Margo-Büchern verbindet Cora Stephan zwei Talente, für die sie schon lange bekannt ist: In der Darstellung der beiden deutschen Staaten erzählt die Autorin historisch genau, sprachlich aber einfach und klar. Stephan hat lange Zeit Sachbücher geschrieben. Auch erzählerisch stellt sie den leidenschaftlichen Kampf für die Wahrheit ins Zentrum. Wie eine Detektivin sucht Jana nach den Gründen für den Tod ihrer Mutter. Das tut sie ohne Angst vor dem, was das für sie und ihre Geschichte bedeutet. Da wundert es niemanden, dass die Schriftstellerin schon mehrere Kriminalromane publiziert hat, wenn auch unter einem Pseudonym. Für Leser mit guten Deutschkenntnissen (ab Niveau B2) ist Margos Töchter gut zu verstehen.