Das Beste von heute
Jana durfte nie wählen, ob sie einen Vater hat. Umso mehr möchte sie nun selbst entscheiden, ob sie diesen auch wirklich will.
Land in Sicht – auf einer Flussschiffkreuzfahrt hat man das immer. Das Ufer ist eine der vielen Konstanten an Deck der MS Mozart von Passau (Bayern) nach Wien und zurück. Ähnlich wie die Livemusik („das Zweitbeste von gestern“), das Essen und der Alkohol. Die Mehrheit der Schiffsgäste ist über 70 und erwartet von der Donau nicht viel: acht Tage all-inclusive, angenehme Tagesrhythmen und musikalisch bitte das Zweitbeste von gestern. Jana dagegen ist auffällig jung und reist auf geheimer Mission. Sie möchte endlich ihren Vater kennenlernen und weiß, dass es an Deck passieren wird. Janas Vater ist Schiffskapitän, als Gast hat man ihn auch immer im Blick. Wie das Ufer der Donau ist dieser Mann acht Tage lang bei ihr, und das auf kontrolliertem Abstand. Denn Jana möchte als Tochter inkognito bleiben. So behält sie scheinbar die Kontrolle über Nähe und Distanz. Manchmal kommt sie ihm näher, dann wird aus Milan plötzlich so etwas wie eine Vaterfigur. Für Janas Gefühl ist es wie einer der Ausflüge an Land, irgendwie schön, aber auch ziemlich absurd. Jana, die sich nie aussuchen durfte, ob sie einen Vater hat oder nicht, will endlich entscheiden. Einmal den Vater ganz in Ruhe ansehen, und wenn er ihr nicht gefällt, ihn gerne wieder zurückgeben. Ob ihr das gelingt, bleibt bis zum Schluss spannend. Ilona Hartmanns Kurzroman ist das Debüt des Sommers. Er überzeugt durch eine klare Sprache und klugen Humor. Für Leser mit guten Deutschkenntnissen (ab Niveau B2) ist Land in Sicht gut zu verstehen.