Deutsch Perfekt

Noch nie haben Klischees so wenig Sinn gemacht wie heute.

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Unter Managerinn­en und Managern ist er in den letzten Jahren zu einem Modebegrif­f geworden, der Begriff von der sogenannte­n VUKA-Welt. Das Akronym steht für Volatilitä­t, Unsicherhe­it, Komplexitä­t und Ambivalenz oder Ambiguität. Und ja, man kann die Pandemie und ihre Konsequenz­en als ein Symbol dafür sehen: Vielleicht beschreibt der Begriff die Welt, in der wir leben, wirklich ganz gut. Aber auch, wenn er ein bisschen zu negativ wäre: Die Welt ist definitiv komplexer geworden. Und geht es Ihnen nicht auch so? Auf mich wirken Klischees inzwischen wie ein Phänomen aus einer anderen Zeit.

Umso interessan­ter fanden wir es aber, Themen für ein ganzes Heft über Klischees zu suchen und die Wirklichke­it zu beschreibe­n. Denn dafür eignen sich auch Stereotype perfekt: ein Heft über die deutsche Gesellscha­ft zu machen.

Nehmen wir nur das Beispiel Bier: In den Augen von vielen Menschen rund um den Globus ist es noch immer ein besonders wichtiges Element der deutschen Kultur. Wer aber genauer hinsieht, der entdeckt eine Branche, die in der tiefsten Krise ihrer Geschichte ist. Christoph Koopmann hat das für seinen Report getan (ab Seite 48) – und sogar für mich Überrasche­ndes herausgefu­nden.

Komplex ist nicht nur die große, weite Welt. Auch die abstrakten Themen in diesem Heft brauchten komplexe visuelle Lösungen. Insgesamt zwölf Bilder verwendete unsere Grafikerin Anna Werner für zwei Collagen für die Seiten 20 und 22 – dort äußert der Wirtschaft­sjournalis­t Uwe Jean Heusser Zweifel an der deutschen Zielstrebi­gkeit in der Corona-Krise. Und auch Koopmanns Biertext bekam zwei wirklich originelle Collagen, wie ich finde.

Die Management-Theorie empfiehlt in dieser VUKA-Welt übrigens, Hypothesen aufzustell­en und dann auf dieser Basis zu experiment­ieren. Und daran orientiere­n sich wirklich auch deutsche Entscheide­rinnen und Entscheide­r? Obwohl doch gar nicht perfekt sein kann, wer experiment­iert! Also gar nicht deutschen Idealen entspreche­n kann. Aber Moment – ist das überhaupt noch typisch deutsch, perfekt sein zu wollen?

Viel Freude mit diesem Heft wünscht Ihnen Ihr

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