„Deutsche Züge sind nicht so pünktlich“
Schon im Ausland hatte Jaeyoung „Joey“Cho deutsche Freunde. In München merkt er: Das größte Klischee über die Deutschen stimmt – und eigentlich irgendwie auch nicht.
Meinen ersten Eindruck von Deutschland hatte ich durch deutsche Studenten in Norwegen. Ich habe von 2017 bis 2018 in Oslo studiert. Dort hatte ich viele deutsche Freunde. Mit Deutschland habe ich als Erstes Quidditch assoziiert. Die Deutschen haben mir nämlich diesen Sport gezeigt. Er kommt aus den Harry-Potter-Büchern. Also habe ich gedacht: Viele Deutsche sind Quidditch-Fans! Das stimmt nicht ganz. Aber: In Deutschland gibt es immerhin fast 40 Quidditch-Teams. In Südkorea sind es nur zwei.
Als ich nach meiner Zeit in Norwegen wieder in Südkorea war, wollte ich nach Europa zurückkommen. Ein deutscher Freund hat mich gefragt: „Warum bewirbst du dich nicht an einer deutschen Uni?“Deshalb habe ich mich an der TU München beworben.
Das bekannteste Klischee über Deutsche ist sicherlich, dass sie pünktlich sind. Ich finde: Das stimmt. Und das ist auch gut so. Aber es stimmt nur für die Deutschen selbst. Die deutschen Züge sind zum Beispiel gar nicht so pünktlich. Und die Baustellen! Es dauert immer so lang, bis etwas fertig ist. Bei Projekten sind die Deutschen also wirklich nicht immer pünktlich.
Vor meinem Umzug habe ich außerdem über Deutschland gewusst: Das Land hat eine schwierige Geschichte, eine gute Infrastruktur und gute Ingenieure. Positiv überrascht hat mich, wie viele Karrieremöglichkeiten ich habe. Auch die Kombination aus Natur und schönen Städten mit toller Architektur gefällt mir. Und die Biergärten – die sind einzigartig und einfach schön!
Aber es gab auch schlechte Überraschungen: Es ist schwierig, neue Freunde zu finden. Ich habe mehr deutsche Freunde in Norwegen gefunden als in Deutschland. Aber vielleicht war das auch meine Schuld. Ich war sehr mit meinem Master und Nebenjobs beschäftigt. Deshalb habe ich mich nicht so angestrengt wie sonst, um neue Leute kennenzulernen. Im Prinzip ist Deutschland aber ein sehr diverses Land mit offenen und toleranten Leuten. Wenn man selbst auch offen ist, wird man hier eine gute Zeit haben. Aufgeschrieben von Guillaume Horst