Mein erstes Jahr
Der Indonesier Pace Seprice Sakan mag sein neues Leben in Österreich, denn die Menschen dort lieben ihre Freizeit. Und sie haben wirklich lustige Wörter.
Kennen Sie Komodowarane? Die Reptilien leben im Osten von Indonesien auf verschiedenen Inseln. Genau diese Region ist meine Heimat. Aber ich bin schon lange nicht mehr dort gewesen. Ich habe mich Ende 2015 bei der indonesischen Botschaft in Wien beworben. Im April 2016 durfte ich dort meinen neuen Job anfangen.
Davor war ich noch nie in Österreich. Aber die Sprache war nicht neu: Ich habe nämlich Deutsch studiert. Außerdem war ich vor rund zehn Jahren zwei Semester an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg. Das war ein fantastisches Jahr! Heidelberg ist wirklich eine schöne Stadt, und es leben dort sehr viele Studenten. Trotzdem ist Deutsch für mich eine schwierige Sprache. Aber es wird immer besser! Ich arbeite neben meinem Job an der Botschaft nun auch als Dolmetscher und Übersetzer.
In ganz Österreich leben nur rund 1000 Indonesier. Man kann fast sagen: In der Botschaft kennen wir jeden persönlich. Vielleicht gibt es auch deshalb in Wien kein indonesisches Restaurant. Das finde ich sehr schade. Das Essen aus meiner Heimat vermisse ich nämlich sehr.
Wien selbst finde ich aber sehr schön. Hier lebe ich wirklich sehr gut. Ich glaube, dass man Wien schon zehn Mal zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität der Welt gewählt hat. Ich finde auch, dass die Leute hier sehr viel lockerer leben als in Deutschland. Die Österreicher genießen ihre Freizeit wirklich.
Mein Wiener Lieblingswort passt auch gut zu diesem lockeren Leben: Oida. Man kann es in wirklich allen Situationen benutzen. Aber Vorsicht: Es kommt natürlich aus der Umgangssprache. Zu einem Polizisten auf der Straße kann man das nicht sagen. Und auch wenn die Österreicher sehr locker sind: Hier im Land ist alles geregelt. Das gefällt mir sehr gut. In Indonesien interessieren sich viele Leute nämlich nicht so sehr für Normen.
In meiner Freizeit singe ich. In Indonesien war ich in einer Schülerband. Wenn es in der Botschaft ein Event gibt, bin ich deshalb der Sänger. Ich hoffe, dass wir dort bald wieder viele schöne Veranstaltungen machen können. Aufgeschrieben von Claudia May