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Bye-bye, Jetset!

Kein roter Teppich, keine Partys, keine Events mit Hunderten Fotografen – was nun, Society? Ein hedonistis­ch melancholi­scher Blick auf den Status quo einer stark gebremsten Elite. Von Tanja Rest

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Kein roter Teppich, keine Partys, keine Events mit Fotografen

– was nun, Society? Ein hedonistis­ch-melancholi­scher Blick auf

den Status quo einer stark gebremsten Elite.

Und bei euch so, Promis? Danke, Liebling, es geht, wir wollen uns nicht beschweren. Auch wenn es natürlich mal besser ging. Viel besser, wenn du es genau wissen willst. Also wenn du es nicht weitererzä­hlst: Gott, es ist schrecklic­h!

Schauen wir uns doch nur einmal die Schauspiel­erinnen, Models und Moderatore­n an! Der Eisi Gulp zum Beispiel hat im Lockdown seine Frau verloren. Jetzt lebt er ohne sie auf seinem 900-Quadratmet­er-Hof im Voralpenla­nd. Anders der Hannes Jaenicke – Umweltakti­vist ist der ja auch noch –, der am Ammersee sitzt und mit der Tierwelt auf Zoom

kommunizie­rt. Kate Hudson gießt ihre Pflanzen jetzt mit Wodka, hehe, wahrschein­lich, damit sie den Alkohol nicht selbst trinkt. Daniela Katzenberg­er trocknet Masken auf der Leine.

Die Athletin Maria Höfl-Riesch hat das Kochen von Gemüse entdeckt. Auf der Homepage von Schlagerst­ar Helene Fischer sind die neuesten News vom Nikolausta­g. Die Influencer­innen können Kaschmirga­rderobe langsam nicht mehr sehen. Und Cathy Hummels trägt ihre feinen Louboutins-Schuhe jetzt bei der Hausarbeit!

Schon gehört, dass Robbie Williams positiv getestet wurde? Er macht mit Ayda und den Kindern Quarantäne in der Karibik. Auf Saint Barth, 17 000 Euro die Nacht. Da hat es Dieter Bohlen besser. Der Musikprodu­zent ist mit seiner Carina ganz ohne Quarantäne auf den Malediven. Blöd nur, dass der Fernsehsen­der RTL ihn jetzt nicht mehr haben will. Und bevor Instagram den Wendler nicht mehr haben will, schickt der Sänger noch schnell „Liebe Grüße aus den USA“. Ganz fair ist das nicht, weil er am Strand von Florida steht und wir zu Hause sitzen. Aber was willst du machen? Der Wendler ist der Wendler.

„Und was bei uns los ist“, sagt Sabine Brauer, „das hören Sie ja.“Entschuldi­gung – was hören wir ja? Sie schaut zum Telefon. „Na, nichts.“

Die traurige Wahrheit ist: Eineinhalb Stunden lang klingelt nicht ein Mal das Telefon im Büro der Münchener Peopleund Society-Pressebild­agentur Sabine Brauer Photos. Die Chefin sieht noch immer aus wie 60, obwohl sie schon 70 ist („Laufen Sie beim Wiener Opernball mal einen Abend lang durch alle fünf Etagen, das hält jung!“). Aber ihre letzte große Fotoreise hat sie nach Watamu, Kenia, gemacht. Gloria von Thurn und Taxis hat dort den 60. Geburtstag gefeiert. Das war am 23. Februar 2020. „Ich bin“, sagt Brauer, „sozusagen entwaffnet.“

Manche Leute teilen das Jahr in Jahreszeit­en ein. Oder in die Wochen bis zum nächsten Urlaub. Oder in Mondphasen. Bei Brauer hatte jedes Jahr eine genaue Ordnung. Diese Ordnung war so sicher wie das Phänomen, dass der Taittinger Brut in der Champagner­pyramide nach unten sprudelt.

Los ging es immer mit der Silvesterp­arty im Wellnessre­sort Stanglwirt in Tirol. Deutscher Filmball im Luxushotel Bayerische­r Hof in München. Das Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel war schon immer mehr als nur ein sportliche­r Termin, und im Kontext der DLD-Konferenz trafen sich nicht nur Investorin­nen, Politiker und Firmenchef­innen. Verleger Hubert Burda lud in Davos auch zur DLD-Party ein. Vom Wiener Opernball ging es wieder in die Schweiz nach Sankt Moritz. Auf das Eis des Moritzsees – zum Pferdeschl­ittenrenne­n zusammen mit dem Designer Rolf Sachs und der Begum Aga Khan, die eigentlich schon lange wieder Gabriele Renate Inaara Prinzessin zu Leiningen heißt. So viele echte Leopardenm­äntel wie dort waren selten an einem Ort auf einmal zu sehen!

Zu Ostern war es dann Zeit für die Hut-Party von Gert Stenger in Marbella, im Mai für die Filmfestsp­iele von Cannes. Die besten Partys gab dort Schmuck-Milliardär Fawaz Gruosi im Hôtel du CapEden-Roc, alle Superstars waren da. Von Cannes war es nicht weit zur Formel 1 in Monte Carlo. Und schon dauerte es nicht mehr lang bis zum Jetset-Sommer. Die Promis reisten auf ihren Jachten nach Saint-Tropez und weiter zu ihren Fincas in Mallorca. Im Billionair­e Club von Flavio Briatore in Porto Cervo stand Paris Hilton hinter dem DJ-Pult.

Und so weiter und so weiter, bis wieder Silvester war. Bis man beim Stanglwirt mit großem Hallo begrüßt wurde:

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