„Warum noch in der Metropole leben, wenn die Stadt nicht mehr halten kann, was sie verspricht?“
Wenn Journalistinnen und Journalisten über erfolgreiche Zeitschriften sprechen, dann nennt fast immer jemand die Landlust. Vor ein paar Jahren gelang einem Verlag nämlich ein gigantischer Erfolg: In nur vier, fünf Jahren wurde diese Zeitschrift, die das Leben auf dem Land als sehr idyllisch und romantisch zeigt, zu einer der 20 populärsten Kaufzeitschriften Deutschlands. Auf mehr als eine Million Exemplare stieg die verkaufte Auflage zu ihren besten Zeiten Anfang der 2010er-Jahre. Zuletzt haben wieder mehr Menschen die Landlust gekauft. Und nicht nur bei diesen boomt das Thema Land. Nach mehr als einem Jahr Corona fragt sich jeder dritte Großstädter in Deutschland: Warum soll ich noch in der Metropole leben, wenn die Stadt nicht mehr halten kann, was sie verspricht?
Es ist ein globales Phänomen. Eine Firma mit dem Namen „Paris je te quitte“(Paris, ich verlasse dich) hilft jetzt Einwohnerinnen der französischen Hauptstadt, aufs Land umzuziehen. Sie will herausgefunden haben: Bis zu 54 Prozent der Pariser wollen „so schnell wie möglich“weg. Und die New York Times berichtete aus Orten wie Winhall in Vermont, wohin Menschen aus New York vor Corona flüchteten. Dort beschwerten sich die Großstädter über die Bären in den Wäldern. Und die Menschen aus Winhall? Die konnten nicht verstehen, dass die New Yorkerinnen keine Glühbirnen eindrehen konnten. Wochenlang waren keine Elektriker-Termine mehr zu bekommen.
Zurück nach Deutschland: Wie groß ist die neue Sehnsucht nach dem Leben auf dem Land wirklich? Wie wichtig ist die Pandemie dabei? Und ändert sich vielleicht gerade etwas ganz prinzipiell? Gianna Niewel und Hannes Vollmuth sind auf der Suche nach Antworten (ab Seite 14) durch das Land gereist – und haben mit Menschen gesprochen, die Pioniere eines neuen Trends sein könnten.
Bären wie in Vermont spielten bei der neuesten Recherche von Claudia May keine Rolle. Aber ein anderes Tier, das auf deutschen Dörfern sehr viel öfter zu sehen ist als ein Bär: ein Lamm. Unser Kollege Florin Onea berichtete May von einem seltsamen Satz: „Der Witz ist Lamm.“Das fand unsere Redakteurin ziemlich unsinnig (genau wie Onea, als er den Satz zum ersten Mal hörte). Eigentlich war aber dieser Satz gemeint: „Der Witz ist lahm.“Für einen Rumänen wie den Software-Entwickler ist das Adjektiv lahm mit dem langen a aber schwer auszusprechen – und so wurde ein kurzes a und damit Lamm daraus. Wie vermeiden Sie sprachliche Unfälle wie diesen? Ab Seite 30 hat May ein paar wirklich gute Phonetik-Tipps für Sie.
Viel Freude mit diesem Heft wünscht Ihnen Ihr