Haben die Deutschen Gefühle? Eine absurde Frage! Oder doch nicht? Die Berliner Emotionstherapeutin Carlotta Welding weiß Überraschendes zum Thema.
Wer ist schneller – Omikron oder wir? Diese Frage hatte ich im Kopf, als wir an diesem Sonderheft arbeiteten. Auch wenn uns die Pandemie nun schon zwei Jahre begleitet: So emotional war die Situation noch selten. Mal schlug die Corona-App einer Redakteurin Alarm. Später zeigte sich: Das Bluetooth-Signal des Smartphones der kranken Person war wohl an einem Tag gekommen, an dem die Redakteurin gar nicht aus dem Haus gegangen war – durch die Wand aus einer Nachbarwohnung. Mal antwortete eine Autorin tagelang nicht, weil ihr Mann, ein Krankenpfleger, sich bei der Arbeit angesteckt hatte. Jeder berichtete von einem Corona-Fall im persönlichen Umfeld. Und die Corona-Zahlen stiegen und stiegen – so hoch wie noch nie.
Wer wird da nicht unruhig? Wenigstens eines aber passte – das Thema unseres Deutsch-perfekt-Spezials: ein ganzes Heft über Gefühle. Damit setzen wir unsere Tradition fort, zweimal im Jahr außergewöhnliche Ausgaben zu konzipieren. In diesem Heft finden Sie sechs Stationen zur sprachlichen Seite der wichtigsten Basisgefühle Glück, Angst, Wut, Überraschung, Ekel und Trauer. Außerdem haben wir Meldungen, Reportagen und Interviews zu sehr unterschiedlichen emotionalen Themen im Heft, die für Sie hoffentlich genauso interessant sind wie für uns.
Zum Beispiel dieses Thema: Deutsche haben ja ein kleines emotionales Imageproblem. Gefühle, glauben nicht wenige, sind eigentlich nicht unsere Stärke. Haben wir denn wirklich welche? Eine absurde Frage, könnte man meinen – wenn man noch kein Interview mit der Berliner Emotionstherapeutin Carlotta Welding gelesen hat. Unsere Redakteurin Eva Pfeiffer hat mit ihr gesprochen und dabei das Wort Gefühlsblindheit gelernt. Was das ist und welche Rolle es in Deutschland spielt, lesen Sie ab Seite 14.
Und kennen Sie das Phänomen, sich beim Sprechen einer Fremdsprache wie in einem Kostüm zu fühlen? Sich also wie eine andere Person zu fühlen? Davon berichten viele. Claudia Wüstenhagen hat die Frage untersucht: Ändert Sprache auch unsere Gefühle? Sie glauben das nicht? Die Wissenschaft ist sich ziemlich sicher: Sie tut es. Warum, lesen Sie ab Seite 30. Auch sonst spielt Wissenschaft in dieser Ausgabe eine große Rolle. Denn so subjektiv unsere Gefühle auch zu sein scheinen: Sie sind inzwischen sehr genau untersucht.
Viel Freude mit diesem Heft wünscht Ihnen Ihr