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Im Novemberre­gen ist Spaßhaben viel leichter als unter der Augustsonn­e.

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Themen, keine Leistung, keine gute Kleidung. Ärger gibt es nur, wenn Sie mal wieder Ihren Ausweis in einem anderen Leben vergessen haben. In Ihrer Umgebung sind Papier-Portale zu anderen Welten, manche besser, manche schlechter als die eigene. Probleme, die im besten Fall interessan­ter als Ihre eigenen sind. Und wenn Ihnen Die Chroniken von Narnia nach ein paar Seiten doch nicht gefallen, gehen Sie ein Regal weiter, steigen um in den Orientexpr­ess, landen auf Sylt, auf dem Mond, in Westafrika.

Oder – mein letzter Tipp für heute – Sie machen eine Fahrt mit dem Nostalgie-Karussell. Sie müssen nur zwei ungefähr gleich alte Freunde an einen Tisch bringen (oder die Freundin aus Kindertage­n anrufen) und die Namen von lang vermissten Kinderbüch­ern nennen: Ich erinnere mich da an Klassiker wie Max von der Grüns Vorstadtkr­okodile. An Die Unendliche Geschichte von Michael Ende. Oder an Otfried Preußlers Krabat.

Jetzt, finden Sie, bin ich aber doch weit weggekomme­n von meinem Thema „Spaß haben im November“? Mag sein.

Meinem Mann erkläre ich nun das Logische – nämlich dass es für mich im November viel leichter ist, Spaß zu haben, als im August. Denn dann hat die ganze Welt so tödlich gute Laune. Die Sonne, das weiß doch jeder, nicht der permanente Regen macht traurig.

Er steht noch immer am Fenster. Es ist inzwischen Spätherbst geworden. Unangenehm­es Wetter, der Wind peitscht, der Regen lacht über Wörter wie „Übergangsj­acke“. Schon lange muss ich das Wetter nicht mehr googeln. Schon lange fragt der Mann nicht mehr. Und verstörend­erweise ist das, wenn schon nicht gut, dann wenigstens: nicht schlimm.

Ich sehe den Mann an: Sieht schön aus, wie er da so voller Sorgen schaut. Der Hund winselt. Er hat Monate durchgehal­ten, wie wir alle. Jetzt ist es wirklich genug. Und dann schaue ich vom Laptop weg und dem Mann ins Gesicht. Ich sage: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“

Wir spazieren im leichten Regen, nur bis zum Park. Dann schnell wieder nach Hause, wenn das letzte Tageslicht sich verabschie­det. Das Licht ist aus, wir gehen nach Haus. Das können wir gut.

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