Das Jahr mit Dora
Der Schriftsteller Franz Kafka starb 1924. Ein Kinofilm zeigt jetzt, wie er bis zum Schluss lebte – und liebte.
Seine Werke sind bis heute Weltliteratur. Darunter seine drei Romanfragmente Der Process, Das Schloss und Der Verschollene, außerdem viele Erzählungen wie zum Beispiel der berühmte Text Die Verwandlung. In diesem wacht ein Mann morgens plötzlich als Ungeziefer auf. Franz Kafka hat wichtige Literatur geschrieben – und ein eigenes Adjektiv bekommen: Kafkaesk benutzt man für Situationen, die absurd sind und an Albträume erinnern.
Aber eigentlich wollte der im Jahr 1883 als Teil einer deutschsprachigen jüdischen Minderheit in Prag geborene Schriftsteller nicht, dass sein Werk öffentlich bekannt wird. Sein Freund und Nachlassverwalter Max Brod publizierte die Texte nach Kafkas Tod trotzdem.
Im Jahr 1923 ist Kafka, der später einer der wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts wird, noch kaum bekannt. Am Ostseestrand lernt er damals Dora Diamant kennen. Auch die junge Frau kennt seine Texte nicht. Sie kommt aus Polen und ist in einer jüdisch-orthodoxen Familie aufgewachsen. Anders als dem 40 Jahre alten
Kafka ist es ihr gelungen, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Die beiden haben unterschiedliche Charaktere, und trotzdem wird Diamant Kafkas letzte Liebe. In Berlin ziehen die beiden zusammen. Aber Kafka ist sehr krank, er hat Tuberkulose. 1924 stirbt der Schriftsteller in einem Sanatorium in Österreich.
Von Kafkas letztem Lebensjahr und seiner Beziehung zu Diamant erzählt nun, 100 Jahre später, der Film Die Herrlichkeit des Lebens (jetzt im Kino) von Georg Maas und Judith Kaufmann. Die Basis für das Drama ist der 2011 publizierte Roman von Michael Kumpfmüller.
Für seine Rolle als Kafka hat der Schauspieler Sabin Tambrea die Handschrift des Autors trainiert. Diamant wird von Henriette Confurius gespielt. Sie sagt
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über Kafka: „Ich kannte seine Werke, seine Biografie. Aber durch die Augen von Dora Diamant habe ich den liebevollen, zärtlichen, humorvollen Menschen kennengelernt, der Kafka war.“Denn Diamant war überrascht von dem ernsten Kafka-Bild, das nach seinem Tod dominierte. Sie kannte seine Offenheit und Freude, auch wenn seine Krankheit Teil ihres gemeinsamen Jahres war. Wie der Film zeigt, fand Kafka das Glück in den kleinen Dingen.
Zu seinem 100. Todestag kann man den Schriftsteller aber nicht nur im Kino sehen. Unter dem Titel „Kafka 2024“findet in diesem Jahr ein Festival mit Ausstellungen, Konzerten, Lesungen und Theateraufführungen in verschiedenen Städten statt. Ana Maria März