Spielraum
EIN STEILPASS IN DIE TIEFE DES SPORTS
Wie schaut ein Fußball-Spiel aus, das manipuliert wird? Es sind oft Kleinigkeiten, die auf den ersten Blick gar nicht ins Auge springen. Der Betrug läuft in aller Öffentlichkeit ab. Nur an Ehrlichkeit und Fairness zu appellieren, das ist zu wenig.
Die österreichische Bundesliga wurde von den Vorfällen rund um den SV Grödig richtiggehend überrollt. Der Fußball wird also gekauft, auch in Österreich. Oder vor allem in Österreich? Man weiß es nicht genau. Und manchmal hat man den Eindruck, man will das alles eigentlich gar nicht so genau wissen. Auch Österreichs Fußball-Bund hat in den vergangenen Jahren nicht gerade den Eindruck erweckt, als ob er mit miesen Machenschaften aufräumen wollte. Georg Pangl, der Bundesliga-Vorstand, schwächt das Problem ab. Schließlich könne er auch nicht Inspektor Clouseau spielen. Und obendrein sei eh alles nicht so schlimm, die Liga ortet jedenfalls keinen Anstieg von Verdachtsfällen.
Der Betrug findet längst in aller Öffentlichkeit statt. Wie beispielsweise im Juli 2009 im Qualifikationsspiel zur Europa League im Wiener Hanappi-Stadion. Beschrieben im Werk von Benjamin Best, 2001 von CNN als Journalist of the Year ausgezeichnet. „Der gekaufte Fußball“lief live im ORF, die Partie hieß Rapid gegen KS Vllaznia Shkodra, mehrfacher albanischer Meister. Die Manipulation wurde erst später aufgedeckt, ein Beamter vom Landeskriminalamt Graz und in der Soko Wettbetrug tätig, ging der Sache auf den Grund. Wie so etwas in der Praxis abläuft, liest sich dann so: „Bei diesem Spiel war es so, dass es ganz normal bis zur 67., 68. Minute verlaufen ist. Der Favorit hat ein Tor geschossen. Alles war normal. Ich habe mir das Spiel mehrmals im Video ganz genau angeschaut. Dabei ist mir aufgefallen, dass beim Tormann des unterlegenen Vereins die Wasserflasche wie üblicherweise ganz rechts im Netz innen liegt. Ab der 67. oder 68. Minute erkennen Sie, dass plötzlich diese Wasserflasche nicht mehr rechts liegt, sondern direkt hinter dem Tormann. Ab diesen Zeitpunkt haben die Verteidiger plötzlich eklatante Fehler produziert, der Favorit hat in Folge vier Tore erzielt. Und wie uns bei diesem Spiel dann bekannt geworden ist, war die Wette so, dass ab einer bestimmten Zeit der Tormann ein Zeichen bekommen hat. Vermutlich von der Betreuerbank oder von Personen, die im mittelbaren Bereich diese Betreuerbank waren. Dieses Zeichen war vorher ausgemacht, das war eben das Versetzen der Wasserflasche.“
Das Spiel endete übrigens 5:0. Die Anhänger in Hütteldorf jubelten. Über zwei weitere Tore von Jelavic,´ eines von Trimmel und eines von Hoffer. Die Hintergründe hat die Uefa untersucht. Verantwortlich für das starke Finish waren nach Auskunft einer Vertrauensperson der albanische Vereinspräsident und der Mannschaftskapitän. Eine Hauptfigur hat der Tormann gespielt.
Es geht um die Hellhörigkeit, es geht aber auch darum, Anzeichen für geschobene Spiele nicht außer Acht zu lassen, unverzüglich zu melden. Der Betrogene ist nicht nur der Fan und Zuschauer, sondern auch der Verein. In Österreich geht die Angst um, sich den Fußball bald nicht mehr leisten zu können, schon gar nicht in den unteren Spielklassen. Und so mancher Klub drückt dann ein Auge zu, weil er nicht drei, vier Spieler so einfach vor die Türe setzen will und kann. Eine traurige Tatsache, die einer halben Bankrotterklärung gleichkommt. Erschwerend kommt dazu, dass Misstrauen zurückbleibt. Wer will eigentlich in einem Mannschaftssport mit einem „Verräter“zusammenspielen?