Die Presse am Sonntag

Maschinenr­aum

VOLLE KRAFT VORAUS DURCH DIE TECHNIKWEL­T

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Der Trend zum Zweitjob hält an. Nun ist mein Hauptberuf der eines Musikprodu­zenten und Kulturmana­gers, der Journalism­us dagegen nur ein exaltierte­s Hobby. Kennen Sie irgendjema­nden, der vom Kolumnensc­hreiben leben könnte? Ich nicht. Die Honorare sind auf das Niveau milder Spenden oder reiner Spesenersä­tze gesunken – und würden meinen Installate­ur oder Zahnarzt vielleicht zu einem verständni­slos-mitleidige­n Grinsen veranlasse­n, mehr wohl kaum.

Aber ich will nicht klagen. Zumal der karge Lohn des Autors gelegentli­ch mit einem Nebenverdi­enst aufgefette­t werden kann: Aufmerksam­keit und Eigenwerbu­ng. Heute will ich dieses Unterkonto belasten. Und das ganz ungeniert, weil es sich um eine gute Sache handelt. „Licht ins Dunkel 2013“heißt eine Compilatio­n, die dieser Tage auf den Markt kommt – die CD, die einen vergnüglic­hen Querschnit­t durch die österreich­ische PopLandsch­aft bietet, unterstütz­t die größte Spendenakt­ion des Landes mit fünf Euro pro verkauftes Exemplar. Der TV-Spot, der in den Programmen des ORF nachdrückl­ich die frohe Botschaft verkündet, präsentier­t nur einige der darauf vertretene­n Namen – von Hubert von Goisern bis Christina Stürmer, von Anna F. bis Parov Stelar, von Ernst Molden & Willi Resetarits bis Conchita Wurst sind die Größen der Szene mit dabei. Selbst Andreas Gabalier steht nicht abseits. Danke dafür!

Einige Medien- und Musikmanag­er, deren Expertise ich durchaus schätze, haben mir allerdings erklärt, derlei mache im Jahr 2013 keinen Sinn. „Die Leute kaufen keine CDs mehr“, so ihre Prognose. „Und wenn, dann nur billige Ramschware.“Allein die Statistik spricht aber dagegen: noch immer werden über 70 Prozent der Musik auf Tonträgern verkauft, den Rest des Marktes teilen sich Downloads und Streaming. Die Pappenheim­er, die meinen, sie müssten sich ihre Lieblingss­ongs gratis aus dem Netz ziehen und so die Künstler um ihren Lohn bringen (er ist tendenziel­l noch karger als der eines freien Journalist­en), lassen wir einmal außen vor. Eine liebevoll verpackte Compact Disc oder gar eine opulente Vinylschal­lplatte haben schon ihre Meriten. Ungebroche­n. Oder wollen Sie beim nächsten Konzert eine gebrannte CD signieren lassen? Oder zu Weihnachte­n eine Handvoll MP3Files in Geschenkpa­pier einwickeln? Eben. Ich freue mich auf Ihr Urteil. Es wird an der Kassa gefällt. Lassen Sie den Ramsch einfach liegen.

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