Scheitern an Erwartungen
Liebe ist nicht gleich Sex mit Traumfrau Scarlett Johansson, und das Glück wartet nicht im Fitnessstudio: Joseph Gordon-Levitts (»The Dark Knight Rises«) Regiedebüt »Don Jon« ist eine der originellsten Liebeskomödien der vergangenen Zeit.
Regiedebütant Joseph GordonLevitt ist kein Neuling im Filmbusiness: Schon mit sechs Jahren stand der heute 32-Jährige erstmals vor der Kamera. Er hatte mit 15 seine erste TV-Serienhauptrolle in „Hinterm Mond gleich links“und ist mittlerweile nach zahlreichen Blockbuster-Auftritten von Christopher Nolans „Inception“bis Steven Spielbergs „Lincoln“in Hollywood bestens etabliert.
Doch der Platz vor der Kamera wird ihm langsam zu klein, nach mehreren Kurzfilmen präsentiert er nun seinen ersten abendfüllenden Kinofilm über einen Vorstadt-Casanova, der trotz erheblichen Erfolgs beim weiblichen Geschlecht nicht von seiner Sucht nach Internet-Pornos und Sex mit sich selbst lassen kann. Aber „Don Jon“(seit Freitag im Kino) – im Film spielt Gordon-Levitt auch die Hauptrolle –, ist nur auf den ersten Blick eine „Selbermacher-Komödie“: Dahinter verbirgt sich eine witzige, kluge und romantische Geschichte über das Wesen der Liebe im Medienzeitalter. Wie anstrengend war die Recherche für Ihren Film? Haben Sie sich sehr viele InternetPornos anschauen müssen? Joseph Gordon-Levitt: Vorher nicht – erst, als wir den Film geschnitten haben. Es gibt ja relativ viele Szenen aus Internet-Pornos im Film zu sehen, und die sind alle sehr sorgfältig ausgesucht: Man soll auf den ersten Blick begreifen, worum es geht, aber es durfte absolut nichts wirklich Pornografisches zu sehen sein. Das war wirklich harte Arbeit, in jeder Beziehung (lacht). Sie sind normalerweise eher das, was man in Ostösterreich „schmächtig“nennt, für diesen Film aber haben Sie sich richtig viele Muskeln antrainiert. Wie hart war das? Sehr. Ich musste ein halbes Jahr lang jeden Tag mehrere Stunden lang im Fitnessstudio schwitzen, dazu nahm ich jede Menge konzentriertes Protein zu mir, anders wäre das gar nicht gegangen. Aber es war wichtig für die Rolle. Jon, meine Filmfigur, ist ja ein Mann, der an alle Aspekte des Lebens mit einer fixen Erwartungshaltung herantritt: Ob Frauen, Familie, Freunde, seine Wohnung, sein Auto oder auch sein eigener Körper, alles muss mit seinen Idealvorstellungen Schritt halten. Diese Objektifizierung auch seiner eigenen Physis ist ein ganz wesentlicher Teil dieser Figur, und das wollte ich so glaubwürdig wie möglich verkörpern.
Joseph Gordon-Levitt
wurde am 17. Februar 1981 in Los Angeles, Kalifornien, geboren. Er stand das erste Mal mit sechs Jahren vor der Kamera, und ist mittlerweile eine fixe Größe in Hollywood. Vielen dürfte er auch als Freund der kleinen Schwester im Film „10 Dinge, die ich an dir hasse“neben Heath Ledger bekannt sein.
hat er seine Online-Produktionsfirma hitRECord gegründet.
2004
Der 32-Jährige
soll eine Freundin haben, die nicht in der Filmbranche tätig ist. Wie sind Sie eigentlich auf die Geschichte gekommen? Ursprünglich war da die Idee, eine Geschichte über die Liebe zu erzählen. Jeder träumt ja von der ganz großen Liebe. Und als ich darüber nachdachte, fiel mir auf, wie sehr wir uns auf dem Weg zu unserem persönlichen Happy End ständig selbst Steine in den Weg legen, indem wir nämlich den anderen nicht für das lieben, was er oder sie ist oder sein kann, sondern für das, was wir von ihm oder ihr erwarten. Statt sich zueinander wie individuelle, lebendige Menschen zu verhalten, behandeln wir uns gegenseitig wie Objekte, mit einer ziemlichen Distanz. Wir vergleichen uns mit den Erwartungen, die wir haben, wie denn ein Mann oder eine Frau sein muss, oder was Liebe sein sollte, und haben so eine Art Checkliste für alle Sachen, wie sie angeblich sein sollten. Woher kommen diese Erwartungen? Wir lernen sie von unseren Familien, unseren Freunden – und natürlich zunehmend auch aus den Medien. Und Letzteres hat mich auch am meisten interessiert: Ich fand, eine Geschichte über einen Kerl, der zu viele Pornos schaut, und ein Mädchen, das zu viele romantische Hollywood-Filme sieht, wäre ein wirklich lustiger Ausgangspunkt. Beide beziehen ihre Erwartungshaltungen ans andere Geschlecht von völlig unrealistischen und dazu auch noch völlig unterschiedlichen Vorlagen – so etwas kann natürlich nicht gut gehen. Sie haben trotz geringen Produktionsbudgets mit Scarlett Johansson und Julianne Moore zwei hochkarätige Filmpartnerinnen gewinnen können. Mit Scarlett bin ich seit Jahren gut befreundet, und auch Julianne kenne ich schon lange. Die beiden waren die Ersten, an die ich dachte, als ich das Drehbuch geschrieben habe – und sie haben auch wirklich sofort zugesagt. Das war ganz großes Glück. Ich glaube auch gar nicht, dass wir den Film mit einem großen Budget innerhalb des starren Hollywood-Studiosystems so hinbekommen hätten, das wäre nie durchgegangen. Dazu ist das Thema definitiv zu heiß.