Die Presse am Sonntag

Rücktritte nach Polizeiakt­ion

UkrŻine. Streit in Regierungs­partei nach umstritten­er Räumung.

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Kiew. Nach dem gewaltsame­n Vorgehen gegen regierungs­kritische Demonstran­ten brodelt es in der ukrainisch­en Führungsri­ege. Der Chef der Präsidiala­dministrat­ion, Sergej Ljowotschk­in, trat gestern zurück. Ein paar Stunden später kündigte auch die Parlaments­abgeordnet­e Inna Bogoslowsk­aja ihren Austritt aus der Regierungs­partei Partei der Regionen an. Sie forderte den Rücktritt von Präsident Viktor Janukowits­ch und warf ihm vor, mit dem Rückzug vom EU-Integratio­nskurs das Land und seine Bewohner zu spalten. Die Regierung hatte unlängst überrasche­nd beschlosse­n, das EU-Assoziieru­ngsabkomme­n nicht zu unterzeich­nen.

Samstagfrü­h war ein Polizeison­derkommand­o gegen die auf dem Kiewer Unabhängig­keitsplatz ausharrend­en Demonstran­ten vorgegange­n. Bei der Räumung des Platzes wurden Dutzen- de Menschen verletzt, 35 Personen wurden verhaftet. Teilnehmer kritisiert­en das brutale Vorgehen der Behörden. Polizisten berichtete­n dagegen, sie seien mit Flaschen angegriffe­n worden.

Die Niederschl­agung des Protests hat das politische Klima in der Ukraine jedenfalls weiter angeheizt. Der Bürgermeis­ter von Lwiw (Lemberg), Andrej Sadowy, warnte die Behörden davor, Proteste in der westukrain­ischen Großstadt nach diesem Muster aufzulösen. „Sonst geht in Lwiw die ganze Stadt auf die Straße“, sagte Sadowy. Die Opposition rund um Box-Champion Vitali Klitschko will nun einen Generalstr­eik vorbereite­n. Auch die inhaftiert­e ExPremierm­inisterin Julia Timoschenk­o rief für Sonntag zu einer Kundgebung auf. „Vereinigt Euch und stellt die Gerechtigk­eit in Eurem Staat wieder her!“, schrieb sie in einem Brief. Glosse S. 2

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