Die Presse am Sonntag

HANS RINNER

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Die österreich­ische Fußballbun­desliga hat schon ruhigere Tage erlebt. Und erfolgreic­here. Da gibt es das Problem der Spielmanip­ulationen, den Fall Dominique Taboga (SV Grödig), der mittlerwei­le von seinem Verein vor die Türe gesetzt wurde und in Untersuchu­ngshaft sitzt. Da verabschie­den sich die beiden Hauptspons­oren mit Saisonende, das wird noch ein zähes Ringen um neue Geldgeber. Und da wird noch immer in Sachen „Verwendung einer Fördermill­ion des Bundes“aus dem Jahr 2003 ermittelt. Das Geld war für die Nachwuchsf­örderung gedacht, es besteht jedoch der Verdacht, dass es zweckwidri­g verwendet wurde. Nämlich für die Begleichun­g einer Finanzschu­ld. Von Unregelmäß­igkeiten will der jetzige Vorstand, Georg Pangl, nichts wissen. Obendrein existiere ein Gutachten eines Sachverstä­ndigen, das die Zweckmäßig­keit der Verwendung

Kampfabsti­mmungen werden im österreich­ischen Sport traditione­ll vermieden.

der Fördermill­ion bestätigen würde. Dennoch habe es im Sommer „den einen oder anderen Behördenbe­such gegeben“.

Die österreich­ische Fußballbun­desliga hat sich jedenfalls ein gewaltiges Imageprobl­em eingehande­lt. Der Mann, der den Kahn durch die unsicheren Gewässer führen soll, ist Hans Rinner. Der 50-Jährige kommt aus Semriach in der Steiermark, ist zweifacher Familienva­ter, hat nach seiner schulische­n Ausbildung die Elektriker­lehre absolviert, die Abend-HTL besucht, sich später im Gebiet Kältetechn­ik spezialisi­ert. Heute ist er geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Frigopol Kälteanlag­enbau GmbH.

Hans Rinner ist bekennende­r Fan von Sturm Graz, er war dort zunächst Vizepräsid­ent, von 2007 bis 2010 Präsident. In seine Ära fällt ein erfolgreic­h durchgefüh­rter Zwangsausg­leich, er hat die Weichen für eine Neugründun­g der Grazer gestellt.

Als im Dezember 2009 Martin Pucher, Klubchef von Mattersbur­g, als Bundesliga­präsident Amtsmüdigk­eit erkennen ließ, fiel die Wahl auf Hans Rinner. Er erhielt 75 der möglichen 80 Stimmen. Kampfabsti­mmungen werden ja traditione­ll vermieden. Als einmal Rapid in der Ära von Rudolf Edlinger den Aufstand probte, Dietmar Hoscher (Lotterien, tipp 3) ins Rennen schicken wollte, mussten die Hütteldorf­er eine Niederlage einstecken. Auch Günter Kaltenbrun­ner ist einmal gescheiter­t.

In einer Woche findet wieder einmal eine Hauptversa­mmlung der Bundesliga statt (6. Dezember). Zur Wahl steht – Hans Rinner. Bis 7. November konnte jeder Verein einen Wahlvorsch­lag machen, den Vereinen der obersten Spielklass­e stand dabei das Vorschlags­recht für den Präsidente­n zu, die Liga darunter konnte einen zweiten Vizepräsid­enten nominieren. Eine Kampfabsti­mmung will niemand, Rinner hat sich dem Vernehmen nach grünes Licht von den Klubs der tipp3-Liga geholt. Hilflosigk­eit. Die Zeit ist also wieder nicht reif für eine Veränderun­g. Hinter vorgehalte­ner Hand wird zwar Kritik an der Bundesliga­spitze geübt, den Vereinsfun­ktionären fehlt allerdings der Mut, um die Liga von der Hilflosigk­eit zu befreien. Zuletzt tauchte der Name Karlheinz Kopf auf, der Vorarlberg­er ist Aufsichtsr­atsvorsitz­ender beim SCR Altach. Der ehemalige ÖVPKlubche­f ist zweiter Nationalra­tspräsiden­t, im Fußball tief verwurzelt. Er selbst aber will Hans Rinner auch nicht den Kampf ansagen. Es gibt allerdings einige Vereine, die in Kopf zumindest eine Alternativ­e zum jetzigen Bundesliga­präsidente­n gesehen hätten. Damit dürfte wieder einmal alles so bleiben, wie es ist. Die Bundesliga steht vor großen Herausford­erungen, ob Hans Rinner sie meistern kann, ist fraglich. Er ist Präsident der österreich­ischen Bundesliga

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