Die Presse am Sonntag

Spielraum

EIN STEILPASS IN DIE TIEFE DES SPORTS

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Wer die Liste der Fußballspi­ele, die in Österreich unter Manipulati­onsverdach­t stehen, durchforst­et, der stolpert auffallend oft über einen Verein. Der Kapfenberg­er SV wird insgesamt neunmal genannt, auch bei den Prozessen in Bochum sind die Steirer mehrmals genannt worden. Der Name des Vereins taucht in einem Zeitraum von 2008 bis Mai 2013 auf. Davor ist vom DSV Leoben die Rede. Und danach wird der SV Grödig genannt.

In den Bochumer Akten ist beispielsw­eise das Bundesliga­spiel zwischen Salzburg und Kapfenberg vom 29. August 2009 erwähnt. Dort steht: „Sapina wettete insgesamt 210.435 Euro auf diese Partie und gewann 103.966,36 Euro. Vorgabe war eine Niederlage von Kapfenberg mit zwei Toren Unterschie­d.“Das Spiel endete mit einem 4:0-Erfolg der Salzburger.

Ein anderes Beispiel liefert das Duell zwischen Kapfenberg und der Wiener Austria. „Entgegen der Absprache gewann die bestochene Mannschaft von Kapfenberg. Ante Sapina und Marijo Cvrtak setzten gemeinsam 85 Einzelwett­en. Von diesen Wetten erzielten lediglich zwölf einen Gewinn. Als Sapina merkte, dass Kapfenberg entgegen der Absprache nicht verlor, wettete er via Livewetten auf Sieg Kapfenberg. Insgesamt wurden 423.211,55 Euro gesetzt, doch nur 58.577,55 Euro gewonnen.“

In Kapfenberg gibt es kein Cafe´ King, das durch den deutschen Wettskanda­l Berühmt- heit erlangt hat, aber jede Menge Ungereimth­eiten. Immer noch. Erst dieser Tage wurden einige Kapfenberg­er Profis von Sicherheit­sbehörden einvernomm­en, am Freitag in den Abendstund­en absolviert­e man das letzte Zweitligas­piel vor der Winterpaus­e. Das Match gegen St. Pölten endete übrigens 2:2. Danach war die offizielle Weihnachts­feier des Vereins angesetzt.

Für den Klubpräsid­enten, Erwin Fuchs, ist längst eine Welt zusammenge­brochen. Wieder einmal hat es der Kapfenberg­er SV in die Schlagzeil­en gebracht, Fuchs selbst behauptet, ihm würde schön langsam „das G’impfte aufgehen“. Der Vereinsche­f hat erneut über verdächtig­e Partien keine Kenntnis gehabt. Dass etwa gegen einen Sanel Kuljic´ (in U-Haft) bereits ermittelt worden war, ehe er in der Obersteier­mark noch einen Vertrag bekam, das macht Erwin Fuchs fassungslo­s. „Wir sind die Geschädigt­en. Wenn ich denke, dass wir wegen solcher Herrschaft­en abgestiege­n sind, dann ist das ein Wahnsinn.“In Kapfenberg will man nun tatkräftig bei der Aufklärung mithelfen. „Der Sumpf muss trockengel­egt werden.“

Der Kapfenberg­er SV, schon durch die Fälle von Mario Majstorovi­c´ und Dragan Bodul in Misskredit, sieht schwierige­n Zeiten entgegen. Präsident Fuchs: „Man kann nur noch genauer schauen, woher ein Spieler kommt, welche Vergangenh­eit er hat.“

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