Der Mann hinter dem Wunder
»Das Wunder von Kärnten«, ein auf einer wahren Begebenheit beruhender Film über die Rettung eines Mädchens, erhielt einen Emmy. Der Lebensretter von damals erinnert sich.
ges bereit. Bald soll der Patient in den Saal gerollt werden, an der Eingangstür steht eine Traube junger Ärzte. Das öffentliche Interesse an Thalmann irritiert sie. „Krieg ma ein Autogramm, Herr Doktor?“, stichelt einer. Thalmann lächelt. Eifersüchteleien und Eitelkeiten, meint er, gebe es überall. An seiner guten Laune ändert das nichts.
Den Anstoß für die Verfilmung gab Thalmann selbst. Jahre nach dem Unfall berichtete er für ein internationales Fachmagazin über die Operation. Der „New Yorker“griff den Fall auf und widmete Thalmann einen langen Artikel, der zufällig Grafs Kompagnon Sam Davis in die Hände fiel. Die Filmemacher wurden hellhörig. Graf kontaktierte Thalmann, der keine Einwände ge-
Viele Details sind erfunden, doch die Hauptgeschichte hat wirklich so stattgefunden.
gen eine Verfilmung hatte und sich sogar als medizinischer Berater zur Verfügung stellte.
Er selbst habe kein Problem damit, dass die meisten Rahmenhandlungen im Film erfunden sind. Etwa, dass er sich mit seinem Stellvertreter heftige Wortgefechte geliefert habe, weil der das Mädchen sterben lassen wollte. Tatsächlich hätten alle Ärzte an einem Strang gezogen. Der Männerkonflikt, sagt Thalmann, sei aber aus dramaturgischen Gründen notwendig gewesen. Er sollte die inneren Kämpfe verdeutlichen, die er mit sich ausgetragen habe: Wäre es nicht besser, das Mädchen sterben zu lassen? Was, wenn sie am Ende im Wachkoma läge? Im Nachhinein gesehen hat er sich richtig entschieden. „Erst nach der Operation sind die Emotionen aus mir herausgebrochen.“Im Film geht er dann in sein Dienstzimmer, stellt sich unter die Dusche und weint. Und das war nicht erfunden. „Das“, sagt Thalmann, „war in Wirklichkeit genauso.“