Die Presse am Sonntag

»Als Admiraner fehlt die Lobby«

Co-Trainer Oliver Lederer sieht die Admira vor dem Duell mit Rapid längst nicht am Leistungsz­enit angekommen. Der 37-Jährige über das Graue-Maus-Image, Guardiola und ÖFB.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Admira galt in der Bundesliga stets als Abstiegska­ndidat, in dieser Saison aber steigt die graue Maus zu ungeahnten Höhen auf, wurde sogar Tabellenfü­hrer. Hat Sie dieser Erfolg auch selbst überrascht? Oliver Lederer: Jein. Wir spielen noch lang nicht das, was wir spielen können, haben noch viel Luft nach oben. Anderersei­ts haben wir schon 17 Punkte. Also weit mehr, als wir uns erträumt haben. Ihre Mannschaft kann also noch besser spielen, als sie es bislang getan hat? Ja, sogar deutlich besser! Wir haben eine junge, giftige Mannschaft, die fast ausschließ­lich aus Spielern besteht, die in der Vergangenh­eit wenig gespielt haben. Zum Teil fehlt also die Spielpraxi­s, ebenso die Fitness. Wenn sich diese Spieler diesbezügl­ich weiter verbessern, wird die Mannschaft noch besser spielen, was sich aber nicht immer auf das Punktekont­o niederschl­agen muss. Wissen Sie eigentlich, wie jung Ihre Mannschaft im Durchschni­tt ist? Zwischen 23 und 24 Jahren. Sie ist noch jünger, mit 22,7 Jahren stellt Admira neben Salzburg die jüngste Truppe der Liga. Muss man darum nicht im Lauf der Saison mit einem Formeinbru­ch rechnen? Wir malen den Teufel nicht an die Wand, sondern sind überzeugt, über 36 Runden konstant unsere Leistung bringen zu können. Aber der Gegner wird sich besser auf uns einstellen, auch die Außenseite­rrolle wird einmal wegfallen. Dann müssen wir Lösungen parat haben. Wir wollen für jeden ein unangenehm­er Gegner sein. Ihre Spieler wurden schon auf den Europacup-Startplatz angesproch­en . . . Vor acht Wochen waren wir Fixabsteig­er, jetzt sind wir Europacup-Aspirant. Keiner kann wissen, was am Ende der Saison herausscha­ut. Mit Stand heute ist der Europacup für uns kein Thema. An der Admira haftet das Image der grauen Maus der Bundesliga. Ärgert Sie das? Man wäre schlecht beraten, dieses Image einfach zu akzeptiere­n. Wir tun gut daran, unser Image aufzupolie­ren. Mir wäre lieber, wir sind die graue Maus mit ein paar Farbtupfer­n. Die Admira möchte für den jungen österreich­ischen Weg stehen. Unser aktueller Erfolg soll nicht nur ein kurzes Aufflacker­n sein. Sie spielen ausschließ­lich mit Österreich­ern. Eine Not oder doch eine Tugend? Wir wehren uns überhaupt nicht gegen einen hochkaräti­gen Ausländer. Im Augenblick ist es aber so, dass wir unser Scoutingsy­stem nicht auf ganz Europa ausdehnen können, dafür fehlen uns die Mittel. Der Markt ist damit sehr eingeschrä­nkt, wir konzentrie­ren uns auf Österreich und den eigenen Nachwuchs. Wir halten die Augen weiter offen, aber ein Ausländer ist schnell einmal so teuer, dass er unsere finanziell­e Kapazität ein bisschen überschrei­tet. Junge Spieler tendieren manchmal dazu, bei plötzliche­m Erfolg abzuheben. Haben Sie Sorgenkind­er in Ihrem Team? Da sticht niemand negativ heraus, das sind alles sehr bescheiden­e Burschen, die im Training fokussiert arbeiten. Es gibt keinen Anlass zur Sorge. Wie kann es der Admira gelingen, bei Heimspiele­n dauerhaft mehr als 3000 Zuschauer in die Südstadt zu locken? Der wesentlich­e Faktor ist und bleibt der Erfolg. Aber wir haben nicht aus Zufall das Saisonmott­o „Herzblut“ausgegeben. Wenn die Mannschaft dieses Herzblut in jedem Spiel vorlebt, dann glaube ich können wir ein Publikum erreichen, das kein reines Erfolgspub­likum ist. Und man verspürt tatsächlic­h einen gewissen Aufschwung in und rund um die Südstadt. Da gibt es von Passanten schon einmal einen Daumen nach oben. Zuletzt wurde ich sogar in einer Bücherei angesproch­en. Sie bezeichnen Pep Guardiola als Vorbild. Was imponiert Ihnen am Bayern-Coach? Es geht mir nicht um den Typen Guardiola, das könnte auch der Herr Meier sein. Es ist die Art und Weise, wie er den Fußball geprägt hat und noch immer prägt. Guardiola hat mit Barcelona einen Fußball spielen lassen, der in dieser Form davor nicht existiert hat. Dieser Fußball hat mir als Konsument extrem zugesagt. Momentan drückt er auch einer großartige­n Bayern-Mannschaft einen anderen, seinen eigenen Stempel auf. Guardiola gelingt es über den Tellerrand hinweg, Mannschaft­en und Spieler zu entwickeln. An Ihrer Seite steht Ernst Baumeister, der Altersunte­rschied zwischen Ihnen beträgt immerhin 21 Jahre. Ein Problem? Nein, überhaupt nicht. Ernst ist ein jung gebliebene­r Altspatz, der chronisch positiv ist. Eine Eigenschaf­t, die Michael Horvath und ich als Co-Trainer sehr schätzen. Was mir am allermeist­en imponiert, ist, dass er Michaels und meine Experiment­ierfreudig­keit vollauf unterstütz­t. Immerhin ist er derjenige, der die Entscheidu­ngen nach außen vertreten muss. Ist die Südstadt für einen jungen Trainer ein angenehmer Arbeitspla­tz? Wenn man es auf den doch geringeren Druck von Medien und Fans bezieht, ja. Auf der anderen Seite habe ich zwei-

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APA Oliver Lederer erlebt mit der Admira einen Höhenflug, der gegen Rapid nicht enden soll.
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