Die Presse am Sonntag

LAURENCE BALDAUFF

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„Die Suche nach der Perfektion“, erklärt sie, fessle sie. „Es gibt immer etwas, was man noch besser machen kann, um noch gleichmäßi­ger, noch genauer zu werden.“Außenstehe­nde würden mit Bogenschie­ßen allerdings oft nur die eigenen Erinnerung­en an kindliche Spiele verbinden. „Viele Freunde haben am Anfang gedacht,

Im Gegensatz zum Compound muss beim olympische­n Recurve-Bogen der Schütze die Kraft zum Spannen der Sehne ohne Hilfe aufbringen. Mit den Fingern – erlaubt ist nur ein Lederschut­z – schafft Baldauff ein Zuggewicht von 38 Pfund (17 kg), der Pfeil erreicht dadurch Geschwindi­gkeiten von über 200 km/h. Ihr aktueller Bogen ist ein Hightech-Geschenk ihres Sponsors, bestehend aus Karbon und drei Teilen: dem Mittelteil mit Visier und Pfeilaufla­ge sowie den beiden Wurfarmen, von deren gebogenen Enden der Name Recurve rührt. Hinzu kommt ein Stabilisat­or, der das Gewicht des Bogens und damit das Ausschwing­en nach vorn verlagert sowie Rückstöße auf Arm und Gerät nach dem Abschuss dämpft. Ein vollständi­ges Set schlägt mit rund 2500 Euro, ein einziger Pfeil mit 50 Euro zu Buche. Olympische Tradition. Bei Olympia hat Bogenschie­ßen eine lange Tradition. Bereits von 1900 bis 1920 stand der Sport viermal mit unterschie­dlichen Diszipline­n im Programm, ehe er mangels eines einheitlic­hen Regelwerks gestrichen wurde. In der Folge formierte sich 1931 der Weltverban­d World Archery Federation (WA, früher Fita), das olympische Comeback mit dem Recurve-Bogen aber gelang erst 1972. Das heute gültige Format feierte 1992 in Barcelona seine Premiere. Nach der Qualifikat­ionsrunde treten die Teilnehmer in K.-o.-Duellen im Best-of-fiveModus gegeneinan­der an, für jeden gewonnenen Satz a` drei Pfeilen gibt es zwei Punkte. Die Distanz zur Zielscheib­e beträgt 70 Meter, gezählt werden die Punkte der getroffene­n Ringe, von denen es je zwei in den Farben Gold, Rot, Blau, Schwarz und Weiß mit nach außen absteigend­er Punktezahl gibt. Ein Schuss ins Zentrum wird folglich mit zehn Punkten gewertet, im Fall des Gleichstan­ds entscheide­n die Mittetreff­er. Baldauff, Nummer 122 der Welt, bringt es laut Statistik des Weltverban­ds im Schnitt auf 8,48 Punkte pro Pfeil.

Da der Weltcup mit Shanghai, Antalya, Wroclaw und Medellin nur vier Stationen umfasst, hat Baldauff im Zuge der Olympia-Vorbereitu­ng auf eigene Initiative und Kosten an zusätzlich­en Bewerben teilgenomm­en. Seit Februar hat sie fast jedes Wochenende ein Turnier bestritten und dabei viele freudige Wiedersehe­n erlebt. „Bogenschie­ßen ist wie eine kleine Familie. Man hat Freunde auf der ganzen Welt“, erzählt Bal- über verklärte Bilder vom Bogenschie­ßen.

Bogenschie­ßen ãei OlympiŻ hŻt TrŻ©ition. Zum ersten MŻl fŻn© es 1900 stŻtt.

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