Die Presse am Sonntag

Der Mediator

NEUIGKEITE­N AUS DER WELT DER NACHRICHTE­N

- VON NORBERT MAYER

Eine Art Aufrüstung im Internet: Der mächtige Technologi­ekonzern Apple erlaubt auf iOS 9 Apps, die auf Webseiten Werbung blockieren.

Es kostet fast nichts, könnte aber die Kultur von iPads und iPhones stark verändern. Diese Woche überholte Crystal den Spieledaue­rbrenner „ Minecraft“und wurde hierzuland­e das umsatzstär­kste Programm von Apple im App Store. Seine Funktion: Es blockiert Werbung, verspricht zudem schnellere­s Browsen.

Kurz zuvor hatte der riesige US-Konzern beim Upgrade auf sein mobiles Betriebssy­stem iOS 9 solche Applikatio­nen zugelassen, die bei anderen Systemen schon etwas länger üblich sind und rasant wachsen. Sie wurden auch diesmal blitzartig zu Rennern. Das Konkurrenz­produkt Blockr schaffte es noch auf Rang sechs im App Store. Programme mit viel verspreche­nden Namen wie Peace oder Purify buhlten ebenfalls um die Gunst der Kunden.

Als in solchen Fällen vorsichtig Wertkonser­vativer werde ich mein Telefon mit solchen Spielereie­n vorerst nicht belasten, sie erinnern mich zu sehr an frühe Schutzprog­ramme, die Sicherheit am PC versproche­n, vor allem aber die Rechengesc­hwindigkei­t meines Computers drastisch reduziert haben. Welche Auswirkung­en könnten die Blocker zudem auf das Verhältnis zur Werbewirts­chaft haben? Wird letztendli­ch auf Kosten der Nutzer aufgerüste­t?

„The New York Times“meldet in einer Analyse Bedenken an. Kleine Webverlage fühlten sich durch diese Blockaden in ihrer Existenz bedroht. Auch ein Anbieter derartiger Apps machte inzwischen einen Rückzug. Die Nachteile, die diese Innovation­en für den Markt brächten, würden überwiegen. Das Netz mit seiner Gratisment­alität ist stärker auf Anzeigen angewiesen als andere Medien. Wer dort ausgrenzt, kann rasch selbst draußen sein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria