Warum es heute Eier, Schinken
Die Zutaten sind überall die gleichen. Wie genau die kulinarischen Osterbräuche ausgelegt werden, unterscheidet sich aber von Region zu Region – und stiftet dadurch Identität.
Kopfschütteln. Das ist noch die harmloseste Reaktion, die man erhält, wenn sich Menschen aus unterschiedlichen Regionen – man muss nicht einmal in Bundesländern denken – über die jeweiligen kulinarischen Osterbräuche unterhalten. So hört sich die Steirerin verwundert an, dass man in der niederösterreichischen Buckligen Welt die wichtigsten österlichen Zutaten – Weißbrot, Selchfleisch, Kren und hart gekochte Eier – auf einem großen Teller Schicht für Schicht stapelt und jedes Familienmitglied lediglich mit einer Gabel ausgestattet wird, um den Berg zu verputzen. Selbst in der kleinen Buckligen Welt gibt es mit Weichfleisch (also Weihfleisch), Osterfleisch oder Osterstoß dafür unterschiedliche Namen. In der Steiermark hingegen kann man nicht verstehen, dass man zu Ostern auf Osterkrainer verzichten kann. Ähnlich geht es dem Kärntner mit dem Reindling oder dem Tiroler mit dem Fochaz.
Gemeinsam ist all diesen österlichen Speisen nicht nur, dass gewisse Zutaten überall auftauchen, sondern auch, dass ihre Aufgabe weit darüber hinausgeht, nur satt zu machen und einem Feiertag gerecht zu werden. Wenn das allein der Fall wäre, würde die Auswahl heutzutage ganz anders aussehen. Denn Weißbrot – einst das Brot der Reichen – hat heute einen ganz anderen Stellenwert als früher, ebenso geselchtes Schweinefleisch, Eier oder gar Salz – auch das war einst eine wichtige und wertvolle österliche Zutat, die in keinem Korb bei der Speisenweihe fehlen durfte.
Vielmehr sind diese Speisen auch heute noch eine Art Identitätsstifter für die Region oder auch nur für einzelne Familien. Denn das Wichtigste an Bräuchen ist ja, dass sie gelebt werden. Das Weichfleisch etwa wird eben zu Ostern gegessen, weil es immer schon so war und auch immer so sein wird. Das gibt nicht nur Halt, das gibt dem Fest auch einen Stellenwert und den Teilnehmenden ein schönes Gefühl der Gemeinsamkeit.
Woher all diese österlichen Bräuche kommen, lässt sich nicht immer eruieren. Es gibt aber ein paar Gemein- Der Osterschinken steht exemplarisch für das Fleisch, das nun wieder gegessen werden darf. Es können auch Selchfleisch, Würste (wie Osterkrainer) oder Zunge sein. Eier sind das Symbol für Ostern. Früher galten Eier als „flüssiges Fleisch“und waren in der Fastenzeit tabu. Dass sie zu Ostern verspeist werden, hat auch praktische Gründe, denn gelegt werden sie ja auch in der Fastenzeit. Brot taucht in Form von (süßem) Weißbrot zu Ostern als Patengeschenk (Osterkipfl) oder als Osterbrot auf. samkeiten, die nicht nur in der Religion begründet liegen. Denn dass man zu Ostern viele Eier und noch mehr Fleisch isst, hat auch wirtschaftliche Gründe. Hühner halten sich bekanntlich nicht an die Fastenzeit und legen (bei den früheren Rassen meist nach einer Winterpause) dennoch Eier. Da diese zumindest früher als „flüssiges Fleisch“galten, waren sie in der Fastenzeit für den Menschen tabu. Also hortet sie der gläubige Mensch. Im Idealfall kocht er sie vorher und färbt sie, um sie erkennbar zu machen und später, zum Osterfest, zu verspeisen.
Was der Steirerin die Osterkrainer, ist dem Kärntner der Reindling.
Heidnische Wurzeln. „Die Wurzeln dieser Bräuche sind alle heidnisch, die Kirche hat sie adaptiert und zu katholischen Bräuchen gemacht“, sagt dazu die Brauchtumsforscherin Erika Sieder, die sich speziell mit dem Wechselgebiet und der Buckligen Welt beschäftigt hat, und die selbst in dieser kleinen Region zahlreiche unterschiedliche Auslegungen ausgemacht hat. Außerdem lasse sich beides nur schwer trennen, denn früher war die Religion fixer Bestandteil des Alltags. „Reli-