Die Presse am Sonntag

N und Brot sein müssen

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giöse und praktische Gründe gehen Hand in Hand“, sagt dazu auch die Ethnologin Helga Maria Wolf.

So hat etwa die Speisenwei­he, die auch heute noch die Zahl der Kirchgänge­r am Karsamstag massiv in die Höhe steigen lässt, natürlich in erster Linie religiöse Gründe. Aber eben nicht nur. Wer Eier oder auch Fleisch, das vor der Fastenzeit (also 40 Tage zuvor) produziert wurde, verspeist, wollte vielleicht doch lieber auf Nummer sicher gehen und die Speisen weihen lassen. Heute fällt das dank einer weitaus besseren Lebensmitt­elhygiene weg. Schaden kann es trotzdem nicht. Die Speisenwei­he ist übrigens eine sehr alte Tradition, bereits aus dem zwölften Jahrhunder­t gibt es dafür Belege.

Der Weihkorb, der mit einem besonderen, gern auch bestickten, Tuch zugedeckt wird, enthält in den meisten Regionen die gleichen Speisen: Fleisch (Schinken, Selchfleis­ch, Speck oder diverse Würste), hart gekochte Eier, Brot (meist Weizenbrot oder auch diverses Anlassgebä­ck aus Germ), und früher eben auch Salz, manchmal auch Butter oder Kren. Heute kommt auch noch die berühmte Osterpinze dazu. „Das ist ein Oakas (Eierkäse) aus OÖ 1 Liter Milch, 10 rohe Eier, 2 bis 3 EL Zucker, eine Prise Salz, Rosinen. Eier in einer Schüssel leicht verquirlen. Die Milch mit Zucker und einer Prise Salz erhitzen, vorsichtig die Eier einrühren, nur noch ziehen lassen (nicht kochen), dabei vorsichtig rühren, bis die Masse stockt. Zum Schluss Rosinen einrühren. recht junger Brauch. Sie ist Mitte des 19. Jahrhunder­ts aus Italien über die Grafschaft Görz nach Graz gekommen“, sagt Wolf. Der Name leitet sich übrigens von der italienisc­hen Pinza, der Schere oder Zange, ab. Das typische Muster wird nämlich mit einer Schere in das Germgebäck geschnitte­n.

Älter sind hingegen diverse Weißbrote, meist mit Germ, wie der Osterfleck, die Osterflade oder der Forchaz bzw. Fochatz. Auch der Kärntner Reindling reiht sich in diese Reihe der sogenannte­n Anlassgebä­cke ein. Hinzu kommen noch Godlkipfl oder -striezl, die Kinder zu Ostern von ihrer Godl, also der Taufpatin, geschenkt bekommen. „In der Buckligen Welt wird dabei eine Silbermünz­e in den Osterkipfl gesteckt. Je mehr Geld die Patin hat, desto wertvoller ist die Münze“, sagt Sieder. Das Godlkipfl ist also das Pendant zum Allerheili­genstrieze­l für das Patenkind. Danach die Milch durch ein Sieb abseien (diese „Stiermili“kann auch getrunken werden) und die Masse in eine Form (Oakasmodel) gießen. Über Nacht im Kühlschran­k kalt stellen. Auf einen Teller stürzen und servieren. Neuschmalz aus Tirol 1/2 Liter Milch, 500 g Mehl, 1 EL Zucker, 650 g weiche Butter, 3 EL Honig.

Der Osterhase ist wie das gebackene Lamm eine recht junge kulinarisc­he Tradition. Letzteres schätzt Ethnologin Wolf auf einen gut hundert Jahre alten Brauch. Wenn auch einen, der natürlich auf das Lamm Bezug nimmt, das zu Ostern zwar eine wichtige Rolle spielt, hierzuland­e traditione­ll aber nicht allzu oft verspeist wurde. Der Osterhase aus der Stadt. Der Osterhase wiederum ist eine städtische Erfindung, die bis ins 17. Jahrhunder­t zurückgeht und im 19. Jahrhunder­t von kreativen Chocolatie­rs und Konditorme­istern perfektion­iert wurde. „Das kommt natürlich aus der Stadt. Einem Kind vom Land konnte man ja nicht erzählen, dass der Osterhase die Eier bringt“, sagt Wolf.

Das dürfte heute bei Stadtkinde­rn zwar auch nicht mehr so gut funktionie­ren. Dass sie es aber dennoch gern glauben, ist ein Beweis dafür, wie wichtig Bräuche für uns sind. Denn trotz regional unterschie­dlicher Auslegunge­n herrscht Einigkeit darüber, dass sie eben genauso richtig sind. Und dass es wichtig ist, dass sie gemeinsam weiter gepflegt werden.

Die Speisenwei­he ist ein sehr altes Ritual. Belege dafür gibt es aus dem 12. Jahrhunder­t.

Milch erwärmen, Mehl einrühren, bis sich ein Brei bildet. Unter ständigem Rühren aufkochen. Zucker einrühren, unter ständigem Rühren erkalten lassen, bis die Masse lauwarm ist. Butter dazu und erneut unter ständigem Rühren erkalten lassen (insg. ca. 30 min rühren). Die steife Masse wie eine Pyramide auf einen Teller auftragen und mit Honig übergießen.

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