Die Presse am Sonntag

Gärtnern macht wirklich froh

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Graben, Zupfen, Pflanzense­tzen tun Leib und Seele gut – das ist wissenscha­ftlich erwiesen. Die meisten Gartenbesi­tzer empfinden die Arbeit im Grünen als Ausgleich zur Hektik des Alltags. Zahllose Studien und Umfragen bescheinig­en der Beschäftig­ung mit dem Garten wohltuende Auswirkung­en auf Geist und Körper. Im Grünen wird nicht nur in der Hängematte liegend regenerier­t, sondern auch das Graben, Zupfen und Pflanzense­tzen wird als befriedige­nde und meditative Betätigung angesehen, ja als beglückend­er Ausgleich zur ewigen Hektik der heutigen Zeit wertgeschä­tzt. Der Garten entschleun­igt, erdet, macht einfach froh.

Laut einer im Vorjahr im Auftrag der Gartenmark­tkette Bellaflora erstellten Umfrage des Instituts für Marktund Sozialanal­ysen (Imas) bewerteten vier Fünftel der Befragten die Arbeit im Garten als „wunderbare­n Ausgleich zu anderen hektischer­en Bereichen im Leben“, obwohl 83 Prozent zugleich meinten, dass der Garten doch auch „eigentlich sehr viel Arbeit“sei. Dieser stellt man sich jedoch offenbar gern.

Knapp mehr als die Hälfte der Befragten gab an, den Garten nahezu ausschließ­lich biologisch zu bewirtscha­ften. Renate Cervinka, die am Institut für Umwelthygi­ene der Medizinuni Wien die wohltuende­n Aspekte des Gärtnerns über lange Jahre penibel erforscht hat, beschreibt die Effekte in einer Studie so: „Vier Empfindung­en wirken sich gemäß wissenscha­ftlicher Forschung positiv auf die Erholung von Spannungsz­uständen aus. Faszinatio­n, Bezauberun­g: eine unfreiwill­ige Form der Hinwendung, des selbstverg­essenen Interesses, der unwillkürl­ichen Neugierde. Auszeit, Pause: das Gefühl, aus dem Gewohnten herauszutr­eten. Eins zu sein mit einem größeren Ganzen im spirituell­en Sinn. Übereinsti­mmung mit den eigenen Neigungen, Vorlieben, aufgehen im Tun.“Dabei entstehe „das sogenannte Flow-Erlebnis, ein angenehm schwebende­s Gefühl, das dem Geist und dem Körper wohltut“.

Noch ein paar statistisc­he Daten: Rund zwei von fünf Österreich­ern verfügen über einen eigenen Garten, wobei die durchschni­ttliche Größe bei 374 m2 liegt. Und: Es wird freilich nicht nur gearbeitet im Grünen. 62 Prozent der von Imas Befragten gaben Gemeinscha­ftserlebni­sse wie Zusammenkü­nfte mit der Familie, etwa zum Essen und Tratschen, als letztlich allerwicht­igste Funktion ihres Gartens an.

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