Spielraum
EIN STEILPASS IN DIE TIEFE DES SPORTS
sterreichs Fußball-Nationalmannschaft hat die Herzen der Fans erobert, sie fährt zur EM nach Frankreich. Die letzten beiden Testspiele sind zwar nicht ganz nach Wunsch verlaufen, aber es besteht kein Grund, deshalb in eine Depression zu verfallen. Es gibt Anlass zur Hoffnung, dass Teamchef Marcel Koller bis zum Ernstfall die Probleme in den Griff bekommen und sie auch lösen wird.
Kritik zieht im heimischen Fußball fast nur die Bundesliga an, die Zufriedenheit mit der ersten Spielklasse ist enden wollend. Es ist sicher kein Zufall, dass aus dieser Liga nur ein einziger Nationalspieler kommt, es handelt sich dabei mit Austrias Robert Almer um einen Tormann. Die Mehrheit der Spieler ist austauschbar. Die Probleme der Liga liegen aber ohnehin weniger am Personal, sondern daran, dass die Vereine vor allem mit der Infrastruktur zu kämpfen haben.
Die Dorfklubs haben Überhand bekommen, was mit Mattersburg begonnen hat, gipfelt nun in Klubs wie Grödig. Die Bundesliga gehört reformiert, das Format überdacht, weil sich diese Spielklasse im Kreis dreht und keine Fortschritte macht. Die Vereine sind stolz auf die Ausbildung der Spieler, aber viele der Klubs haben finanzielle Sorgen. Der Sponsorenmarkt ist beschränkt, viele Funktionäre sind mehr Fan als Fachmann.
Alle Versuche, neue Ideen aufzugreifen, sind bisher gescheitert. So klammert man sich an die Schlagerspiele, eines davon findet diesen Sonntag zwischen Rapid und Salzburg statt. Die Vorentscheidung im Titelkampf. Die Großklubs haben in der laufenden Saison enttäuscht, die Hütteldorfer sind nicht konstant genug, die Wiener Austria hat auch schon zu oft Schwächen gezeigt. Bleibt nur noch Red Bull. Der LigaKrösus war auch nicht immer überzeugend, aber stabil genug, um die Konkurrenz in Schach zu halten.
Spannend verläuft nur der Kampf gegen den Abstieg. Duelle der Niveau-Armut. Das sagt alles – und hat mit Fußball wenig zu tun. Die Aufstockung der Liga wurde schon oft diskutiert, würde die Qualität aber sicher nicht heben.
Österreichs Liga würde sicher einen Kick bekommen, würde man sie zumindest einen Spalt weit öffnen. Die Teilnahme ausländischer Klubs könnte durchaus befruchtend wirken, man denke nur an den einen oder anderen Schweizer Klub, auch die Slowakei verfügt über starke Mannschaften und attraktive Spieler.
Teamchef Marcel Koller, der viel reist und beobachtet, nimmt die Situation so, wie sie eben ist. Er jammert nicht und sucht auch nicht nach Ausreden. Bis zur EM wird sowieso alles so bleiben, wie es ist. Weil’s immer schon so war. Und die Liga wird sich weiter im Kreis drehen.