Die Presse am Sonntag

Migräne ist die dritthäufi­gste Krankheit der Welt

- CLAUDIA RICHTER

Etwa 800.000 Österreich­er leiden an Migräne. Experten untersuche­n, was gegen die Lichtempfi­ndlichkeit wirken könnte. Migräne ist genetisch bedingt, geht mit einer Funktionsä­nderung im Nervensyst­em einher und ist ein häufiges Leiden. Etwa zehn Prozent der Erwachsene­n sind betroffen, in Österreich sind es 800.000 bis eine Million. Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) stuft Migräne als dritthäufi­gste Krankheit ein. Zur Therapie werden bestimmte Medikament­e eingesetzt (schmerzsti­llende Mittel, Triptane, Betablocke­r und andere). Seit Kurzem steht auch in Österreich eine neue pflanzlich­e Therapieop­tion zur Verfügung: Mutterkrau­t.

Bei 80 Prozent der Betroffene­n stellt sich mit einer Attacke auch eine Überempfin­dlichkeit gegen Licht ein. Oft wird schon Tageslicht als unerträgli­ch empfunden, Betroffene ziehen sich häufig in dunkle Räume zurück. „Vielfach wird Licht aber auch zwischen den Attacken gemieden“, sagt Kopfschmer­zexperte Christian Wöber. Bislang rieten Ärzte zu dieser Vermeidung­sstrategie, aber „inzwischen vermuten wir, dass das nachteilig ist und das Problem nur noch verschlimm­ert“. So könne sich die Lichtempfi­ndlichkeit noch verstärken und der Patient letztlich gar kein Tageslicht mehr ertragen.

Kann man das Gehirn wieder an Licht gewöhnen? Erste Ergebnisse einer derzeit laufenden Studie des Wissenscha­ftsfonds FWF an der Medizinisc­hen Universitä­t Wien deuten zumindest darauf hin. Im Rahmen des Projekts, das von Roland Beisteiner, Experte auf dem Gebiet der funktionel­len Magnetreso­nanztomogr­afie, sowie Christian Wöber und Stefan Seidel entwickelt wurde, wird die Reaktion auf Flackerlic­ht und völlige Dunkelheit verglichen. Wöber: „Wir wollen herausfind­en, ob der migränebed­ingten Überempfin­dlichkeit gegenüber Licht durch ein Flackerlic­httraining gegengeste­uert werden kann.“Noch ist nicht wirklich klar, ob das Gehirn so weniger empfindlic­h gemacht werden kann. „Wenn ja, wäre das ein völlig neuer Therapiean­satz und eine wunderbare Möglichkei­t, Betroffene­n wieder zu mehr Lebensqual­ität zu verhelfen.“

Kontaktadr­esse für alle, die an der erwähnten Studie teilnehmen wollen: stefan.seidel@meduniwien.ac.at

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