Ein Wahlgeschenk aus Panama
Der Offshore-Skandal könnte die Präsidentenwahl heute in Peru beeinflussen. Neben Keiko Fujimori, der Tochter des Ex-Präsidenten, hat auch eine junge Linke plötzlich Chancen auf die Stichwahl.
Kurz bevor die zehn Bewerber um Perus Präsidentschaft in einer letzten TV-Runde auftraten, schlugen die Wellen der globalen Aufdeckung um die PanamaPapers auch an die Gestade von Limas Luxusvierteln San Isidro und Miraflores. Zu den peruanischen Klienten der Kanzlei Mossack Fonseca gehören RapSänger, Drogendealer, Holzhändler, Sterneköche. Aber es gibt auch Verbindungen in die Spitzenpolitik. Vier der zehn Kandidaten hätten Verbindungen nach Panama, summiert das OnlinePortal Ojo Publico. Am schwersten kompromittiert sei just die aussichtsreichste Kandidatin, Keiko Fujimori. Die Tochter des Ex-Präsidenten Alberto Fujimori soll Wahlspenden aus dunklen Quellen erhalten haben. Ihr Gönner Jorge Yoshiyama Sasaki soll mehrere Offshore-Firmen gegründet haben.
Aber Perus Journalisten fischten auch die Namen von Pedro Pablo Kuczynski, Alejandro Toledo und Alan Garc´ıa aus den Datenbergen. Während die beiden letztgenannten Ex-Präsidenten bei der heutigen Wahl als chancenlos gelten, hat der 77-jährige frühere Weltbank-Ökonom und Ex-Minister Kuczynski ganz gute Aussichten. „PPK“, so dessen Kürzel, soll ein Einführungsschreiben für einen Unternehmer unterzeichnet haben, der Geschäfte mit Venezuela und Kuba machte. Auftrieb für Ver´onika Mendoza. Gut möglich, dass die Nachrichtenwelle aus der Kanalzone die politische Landschaft des Andenlands überspült. Seit Wochen steigen die Umfragewerte für die Links-Kandidatin Veronika´ Mendoza. In der letzten Umfrage vor der Wahl lag die 35-jährige Parlamentsabgeordnete aus der Inkahauptstadt Cusco fast gleichauf mit dem zweitplatzierten „PPK“. Sollte die unbelastete Linke heute Zweite werden, erlebt Peru seine erste Stichwahl zwischen zwei Frauen. Es wäre auch eine Entscheidung zwischen zwei Weltentwürfen.
Dabei gehörte Peru im Zeitalter des „roten“Amerika, gemeinsam mit Mexiko und Kolumbien im Norden sowie Chile im Süden zur pazifischen Allianz, der Freihandelsalternative zum von Warenverkehrsschranken gelähmten Bündnis Mercosur. Seitdem der Autokrat Alberto Fujimori 2000 abgedankt hatte und nach Japan geflohen war, gehörte Peru zu den verlässlichsten Produzenten guter Nachrichten. Die Wirtschaft des Landes wächst seit 16 Jahren dank riesiger Bodenschätze und dem Rohstoffhunger Chinas ohne Unterlass. Die Armutsquote fiel von 50 auf 22 Prozent. Die Justiz stellte den Ex-Präsidenten Fujimori vor Gericht und verurteilte ihn zu 25 Jahren Haft.
Gegen Keiko Fujimori, seine Tochter, gab es ähnliche Vorwürfe. Dass die 40-Jährige nach wochenlanger Ungewissheit schließlich doch antreten durf- te, werten viele als ungerechte Bevorzugung. Keiko führte die letzten Umfragen zwar mit 33 Prozent an, in der Stichwahl am 5. Juni könnte indes ihr Gegenkandidat das bessere Ende haben. Denn der Name Fujimori erzeugt in Peru mehr Ablehnung als Akzeptanz.
Keikos Anhänger, zumeist mit niedrigem Bildungsgrad und geringem Einkommen, danken ihrem Vater die Zerschlagung der Guerilla in den 1990erJahren. Doch die anderen zwei Drittel der Peruaner assoziieren mit der Ära Fujimori Korruption und Unterdrückung von Grundrechten. Mehrfach beteuerte Keiko, sie werde im Fall einer Wahl ihren Vater nicht amnestieren.
Die geringste Ablehnung in den Umfragen erntete die noch wenig bekannte Mendoza. Die Abgeordnete, die ein Psychologiediplom aus Paris und einen französischen Pass besitzt, steht an der Spitze des Frente Amplio, einer breiten Front mehrerer Linksparteien. Sie verspricht einen „radikalen Wandel“. Ihre Argumentationsbasis ist die Kehrseite der peruanischen Erfolgsgeschichte: Von den prächtigen Profiten der Boomjahre ist nur ein Bruchteil bis zur Bevölkerung durchgesickert, das Gros strichen multinationale Konzerne und die Eliten des Landes ein.
Was mit diesem Geld geschehen ist, werden die Peruaner den Panama-Papers entnehmen. Sollte es Veronika´ Mendoza am Sonntag in die zweite Runde schaffen, könnten neue Erkenntnisse aus Panama ihr gewiss helfen.
Der Name Fujimori erzeugt in Peru immer noch mehr Ablehnung als Akzeptanz.