»Vin der Bellen« vom ÖVP-Winzer
In ©en Personenkomitees von Politikern wŻren noch nie so viele Weinbauern wie ©iesmŻl, im WŻhlkŻmpf um ©ie Bun©espr´si©entschŻft. WŻs ©Żs üãer ©en Wein ŻussŻgt – un© üãer ©ie Politik.
Es gab eine Zeit, da verstanden Politiker wenig von Wein und Winzer eher wenig von Politik. Politiker mussten zwar trinkfest sein, aber ob der Grüne Veltliner eine leichte Zitrusnote im Nachhall hatte oder nicht, war ziemlich egal. Und Winzer tummelten sich zwar in den diversen Weinbauvereinen und Winzervereinigungen. Aber die hohe Bauernbund-Politik wurde in der Regel vom Mähdrescher herab diktiert – von den großen Körndlbauern. Das mag sicher auch damit zusammenhängen, dass Österreichs Winzer ihren Kunden nicht immer reinen Wein eingeschenkt haben. Aber auch das ist lang her.
Heute wird der österreichische Wein international beachtet. Der Grüne Veltliner ist nicht nur ein Exportschlager, er wird mittlerweile auch in Tasmanien und Neuseeland ausgepflanzt. Das Image des Weins und der Winzer war noch nie so gut. Und so verwundert es auch nicht, dass sich die Präsidentschaftskandidaten ein oder zwei Gläschen von diesem positiven Image einschenken wollen. Noch nie waren so viele Weinbauern im Wahlkampf aktiv.
Der Präsidentschaftskandidat der ÖVP, Andreas Khol, hat gleich zehn davon in seinem Personenkomitee, darunter Franz Hirtzberger, Rudolf Schwarzböck, Franz Wachter vom Zweifamilienbetrieb Wachter-Wiesler und – wenig überraschend – auch den Pächter des Stiftsweinguts Herzogenburg, einen gewissen Hans Jörg Schelling. Erwin Sabathi setzt sich für eine Präsidentin Irmgard Griss ein. Und Alexander Van der Bellen wird nicht nur von Josef Umathum unterstützt.
Beim Wahlkampfauftakt des früheren Grünen-Chefs wurden – unter dem Etikett „Vin der Bellen“– ein Rivaner und ein blauer Zweigelt kredenzt, beide von Johannes Zweytick gekeltert. Politisch ist das nicht unbrisant, denn Zweytick saß 14 Jahre lang für die ÖVP im Nationalrat, teilweise unter Klubchef Khol. Noch heute ist er außerdem ÖVPVizebürgermeister in Ehrenhausen an der Weinstraße.
Einige Parteifreunde wären deshalb sauer auf ihn, erzählt Zweytick. Manche hätten ihn sogar beschimpft. Aber er stehe dazu: Van der Bellen, den es seit 30 Jahren immer wieder einmal an die steirische Weinstraße verschlagen hat, sei der Beste für die Hofburg. Und noch etwas spreche für den Professor, meint Zweytick: „Die FPÖ macht mir große Sorgen, und ich weiß nicht, ob Khol in der Lage ist, Norbert Hofer zu verhindern. Van der Bellen kann das eher.“
Franz Wachter, im Zweitberuf ÖVPBürgermeister im südburgenländischen Deutsch Schützen-Eisenberg, weicht dagegen nicht von der Parteilinie ab: Khol habe Handschlagqualität – wie die beiden Großväter des Weinguts, Bela´ Wachter und Joska´ Wiesler, die im Blaufränkisch Bela-´Joska´ verewigt wurden, einem sehr dunklen, fast schwarzen Rotwein, den Khol gern trinkt. Politiker, meint Wachter, seien eben auch Genießer. Und deshalb würden Winzer immer öfter zu politischen Werbeträgern. Josef Umathum zitiert an dieser Stelle einen befreundeten Banker, der einmal zu ihm gesagt hat: „Mit deinen Weinen kann ich jedes Wirtschaftsgespräch beginnen. Damit komme ich sofort auf die persönliche Ebene.“
Für Willi Klinger, den Geschäftsführer der Österreichischen Weinmarketing (ÖWM), ist die Cuvee´ aus Politikern und Winzern erfreulich. „Das zeigt, wie stark das Image der Weinbauern gestiegen ist.“Dabei verweist der oberste Weinwerber des Landes auf Umfragen, wonach Weinbauer der beliebteste Be- ruf in Österreich sei. „Winzer werden immer professioneller, sind Teil des öffentlichen Lebens geworden und spielen heute eine gesellschaftliche Rolle.“ Jos´e Manuel „Barolo“. Sich mit guten Weinen und bekannten Winzernamen zu schmücken, ist das eine. Aber was tut ein Politiker, der keine Ahnung von Wein hat, dies aber verbergen möchte? In Niederösterreich wird von einem Landesrat berichtet, der sich immer mit demselben Satz aus der Affäre gezogen hat. Wurde ihm in der Wachau oder im Weinviertel ein Glas serviert, musterte er den Wein, nippte andächtig und sagte schließlich: „Das habe ich mir nicht gedacht!“Damit waren alle Beteiligten zufrieden. Der Winzer konnte sich einreden, der Wein habe dem Landesrat besser geschmeckt als erwartet.
Man kann es mit der Weinseligkeit allerdings auch übertreiben. Und da ist jetzt nicht von dem einen oder anderen Gläschen die Rede, das im Wahlkampfgefecht zu viel getrunken wird. Alfred Gusenbauer wurde einst als SPÖ-Chef ordentlich eingeschenkt, als er in einem Magazin über seine Lieblingsweine sinnierte, während – wieder einmal – über die Pensionen gestritten wurde. Der darob verärgerte Michael Häupl soll damals sogar eine Flasche Barolo zerschlagen haben. Gusenbauer seinerseits nannte dann später einmal den EU-Kommissionspräsidenten Jose´ Manuel „Barolo“. Er hieß in Wahrheit Barroso. Und Gusenbauer weiß seither, dass Fettnäpfchen einen längeren Abgang haben als Wein.
Ab und zu gönnt sich auch Gusenbauers Nachfolger, Werner Faymann, ein Schlückchen. Regionale Vorlieben hat der Kanzler aber nicht. Als sich Hans Niessl bei seinem 15-Jahr-Jubiläum im Dezember mit Erwin Pröll stritt, wer nun den besseren Wein habe, die Burgenländer oder die Niederösterreicher, wurde Faymann um ein Urteil gebeten. Doch der Kanzler blieb unparteiisch: „Hauptsache rot“, sagte er nur.
Umso mehr überrascht es, dass sich im Personenkomitee von SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer kein einiger Winzer findet. Zumal auch der ehemalige Minister und Gewerkschaftschef nicht gerade unter Askeseverdacht steht. Dafür kann Hundstorfer auf die Unterstützung von Thomas Klein zählen, der in seinem Unternehmen ein anderes Getränk erzeugt. Eine Kräuterlimonade nämlich, die unter dem Namen Almdudler verkauft wird.
Johannes Zweytick
unterstützt Alexander Van der Bellen – obwohl er 14 Jahre lang für die ÖVP im Nationalrat saß.
Franz Wachter
vom Weingut Wachter-Wiesler wünscht sich einen Bundespräsidenten Andreas Khol.
GusenãŻuer weiß, ©Żss Fettn´pfchen einen l´ngeren AãgŻng hŻãen Żls Wein.