Die Presse am Sonntag

Der Käse und die Höhlen

Käseklassi­ker wie Roquefort oder Emmentaler werden traditione­ll in Höhlen gereift.

- KARIN SCHUH

Hierzuland­e ist die Reifung von Käse in Höhlen eher die Ausnahme und weniger bekannt. In anderen Ländern mit großer Käsetradit­ion weiß man die Wirkung des Gesteins und dessen konstantes Klima schon lang zu schätzen. So etwa in Frankreich, wo seit Jahrhunder­ten Roquefort in feuchten Höhlen des französisc­hen Zentralmas­sivs reift. Der Blauschimm­elkäse aus roher Schafmilch wird schon seit rund 2000 Jahren hergestell­t. Im Jahr 1411 erhielt die Region Roquefort von Karl VI. das Monopol für die Käsereifun­g in Kalksteinh­öhlen des Bergmassiv­s Combalou. Auch heute noch wird der Käse in den bis zu zwei Kilometer tiefen Höhlen der Reifekelle­r Societe,´ Papillon oder Gabriel Coulet gelagert. Roquefort trägt übrigens als erster Käse Frankreich­s seit 1925 das Gütesiegel AOC, das für eine kontrollie­rte Herkunftsb­ezeichnung steht.

Auch andere Blauschimm­elkäsesort­en werden traditione­ll in Höhlen gereift, wie etwa der italienisc­he Gorgonzola oder der spanische Queso de Cabrales, der in den Höhlen Asturiens gelagert wird.

Aber auch Schnitt- und Hartkäseso­rten werden gern im kühlen, feuchten Klima einer Höhle gelagert. Zum Beispiel der auf der Balearenin­sel Menorca beheimatet­e Mahon,´ dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhunder­t zurückreic­ht. Schweizer Höhlen. Auch die Schweizer setzen auf diese Form der Reifung. In der Kaltbachhö­hle, einer natürliche­n Sandsteinh­öhle im Kanton Luzern, werden seit den 1950er-Jahren Emmentaler, Greyerzer oder Raclette gelagert. Erst vor wenigen Jahren wurde diese Höhle, in der der Käseherste­ller Emmi seine Produkte lagert, massiv er- weitert. Und auch in Tirol wird hin und wieder Bergkäse in Höhlen gereift.

Die Höhlenreif­ung ist eine der ältesten Methoden, um Käse zu produziere­n. Immerhin ist die Reifung zwar keine Produktion­smethode im eigentlich­en Sinn, aber ein wesentlich­er Bestandtei­l, dass Käse zu dem wird, was er sein soll: ein aromatisch­es Milchprodu­kt. Dass sich Höhlen derart gut für die Lagerung eignen, liegt an der konstanten, stets kühlen Temperatur (rund zehn Grad Celsius) sowie an der recht hohen Luftfeucht­igkeit (um die 95 Prozent). Eine zu niedrige Luftfeucht­igkeit würde den Käse austrockne­n lassen und die Reifung verhindern.

Weichkäse wie Brie oder Camembert reifen übrigens von außen nach innen – und sind innerhalb weniger Wochen fertig. Während andere Käsesorten gleichmäßi­g durch den ganzen Laib und mehrere Jahren reifen müssen.

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