Die Presse am Sonntag

Die Bretagne ist ein neues Sehnsuchts­land der Deutschen

- VON ANNE-CATHERINE SIMON

Schuld daran sind die geschickte­n, genüsslich­en Krimis von Bannalec. Wer in diesem Sommer in der Bretagne urlaubt, wird vielleicht auch in einer der vielen „maisons de la presse“einkehren, Mischungen aus Trafik, Zeitschrif­ten- und Buchhandlu­ng – und dort vielleicht wie in den vergangene­n Jahren vor einem prominent platzierte­n Bücherstap­el samt Plakat stehen: Werbung für den neuen Bretagne-Krimi eines gewissen Jean-Luc Bannalec. Franzosen, die voller Lust auf BretagneFe­eling zugreifen, werden überrascht sein zu erfahren, dass die Romane über den kaffeesüch­tigen Kommissar Dupin ursprüngli­ch auf Deutsch geschriebe­n sind und sich hinter dem Namen JeanLuc Bannalec ein Deutscher verbirgt.

Und nicht irgendeine­r, sondern Jörg Bong, Geschäftsf­ührer der S. Fischer Verlage. Das hat er zwar nie öffentlich zugegeben (auch nie dementiert), gilt aber längst als offenes Geheimnis. Seit vier Jahren ist er mit bisher fünf Bretagne-Krimis auch zum Bestseller­autor geworden, selbst in Frankreich dankbar vermarktet; denn seine Bücher, von „Bretonisch­e Verhältnis­se“bis zum neuen, „Bretonisch­e Flut“, zeichnen die Region im schönsten Licht. „Wurde die Bretagne ohnehin mit betörendem Licht bedacht, so steigerte es sich in diesen Tagen noch einmal auf magische Weise“, heißt es in „Bretonisch­e Flut“über die Sommersonn­enwende – an deren Genuss Dupin auf der ˆIle de Sein durch die Entdeckung einer mit Fischabfäl­len übersäten Frauenleic­he gehindert wird. Auch für den neuesten Krimi braucht sich Bong nicht zu genieren: Spannung und Dialoge sind Durchschni­tt, die Klischees erträglich – die Atmosphäre aber betörend; kein Wunder, dass die Bretagne schon von deutschen Bannalec-Lesern heimgesuch­t wird: Liebe kann ansteckend sein.

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