Die Bretagne ist ein neues Sehnsuchtsland der Deutschen
Schuld daran sind die geschickten, genüsslichen Krimis von Bannalec. Wer in diesem Sommer in der Bretagne urlaubt, wird vielleicht auch in einer der vielen „maisons de la presse“einkehren, Mischungen aus Trafik, Zeitschriften- und Buchhandlung – und dort vielleicht wie in den vergangenen Jahren vor einem prominent platzierten Bücherstapel samt Plakat stehen: Werbung für den neuen Bretagne-Krimi eines gewissen Jean-Luc Bannalec. Franzosen, die voller Lust auf BretagneFeeling zugreifen, werden überrascht sein zu erfahren, dass die Romane über den kaffeesüchtigen Kommissar Dupin ursprünglich auf Deutsch geschrieben sind und sich hinter dem Namen JeanLuc Bannalec ein Deutscher verbirgt.
Und nicht irgendeiner, sondern Jörg Bong, Geschäftsführer der S. Fischer Verlage. Das hat er zwar nie öffentlich zugegeben (auch nie dementiert), gilt aber längst als offenes Geheimnis. Seit vier Jahren ist er mit bisher fünf Bretagne-Krimis auch zum Bestsellerautor geworden, selbst in Frankreich dankbar vermarktet; denn seine Bücher, von „Bretonische Verhältnisse“bis zum neuen, „Bretonische Flut“, zeichnen die Region im schönsten Licht. „Wurde die Bretagne ohnehin mit betörendem Licht bedacht, so steigerte es sich in diesen Tagen noch einmal auf magische Weise“, heißt es in „Bretonische Flut“über die Sommersonnenwende – an deren Genuss Dupin auf der ˆIle de Sein durch die Entdeckung einer mit Fischabfällen übersäten Frauenleiche gehindert wird. Auch für den neuesten Krimi braucht sich Bong nicht zu genieren: Spannung und Dialoge sind Durchschnitt, die Klischees erträglich – die Atmosphäre aber betörend; kein Wunder, dass die Bretagne schon von deutschen Bannalec-Lesern heimgesucht wird: Liebe kann ansteckend sein.