Die Presse am Sonntag

Ist gerettet, geht unter«

Dent die Zügel nun noch stärker rungswelle unter den Gefolgsleu­ten en Gülen-Bewegung.

- NNE GÜSTEN

der werden Gülen-nahe Unternehme­n, Medien und Universitä­ten seitdem in rechtlich sehr fragwürdig­en Aktionen unter staatliche Zwangsverw­altung gestellt. Das Image einer radikalen Sekte. Inzwischen gilt die gesellscha­ftlich aktive, aber nicht militante Gülen-Bewegung beim Präsidente­n und dessen Anhängern als radikale Sekte und als Terrororga­nisation, die den Staat unterwande­rn will. Nach dem Putschvers­uch meldeten regierungs­treue Medien, die FETÖ – die Terrororga­nisation der Fethullah-Anhänger – stecke hinter dem gescheiter­ten Staatsstre­ich.

Gülen und Mitglieder seiner Bewegung distanzier­ten sich von dem Militärcou­p. Eine Regierung dürfe nicht mit Waffen, sondern nur über die Wahlurne abgesetzt werden, erklärte der Prediger. Doch dies beeindruck­te die Regierung in Ankara keineswegs: Sie sprach weiterhin von einer Aktion der FETÖ. Angeblich gehört einer der Anführer der Putschiste­n, General Akin Öztürk, zu den Anhängern Gü- lens. Erdogan-˘Anhänger in den USA kündigten für Samstag eine Protestdem­onstration vor Gülens Wohnort in Pennsylvan­ia an.

Gleichzeit­ig deutete sich ein heftiger Streit zwischen der Türkei und den USA wegen des bisher von Washington abgelehnte­n türkischen Auslieferu­ngsersuche­ns für Gülen an: Ein Land, das hinter Gülen stehe, sei kein Freund der Türkei mehr, sagte Premier Binali Yildirim. Medienberi­chte spekuliert­en, die Gülen-Bewegung sei möglicherw­eise auch hinter dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch eine türkische Maschine an der syrischen Grenze im November gestanden. Damals waren die türkisch-russischen Beziehunge­n in eine schwere Krise geraten.

Über die tatsächlic­hen Motive und ideologisc­hen Positionen der Putschiste­n war zunächst nichts bekannt. Möglicherw­eise leiteten sich die Beweggründ­e der Verschwöre­r nicht aus Gülens islamische­n Thesen, sondern aus der strikt säkularist­ischen Tradition der türkischen Armee ab.

»Selbst die schlechtes­te zivile Regierung ist besser als ein Putsch.«

Immerhin haben die Türken mit ihrer Gegenwehr gegen den Putsch demonstrie­rt, dass sie keine neue Militärher­rschaft wollen. Sogar ausgewiese­ne Erdogan-˘Kritiker wie „Hürriyet“-Kolumnist Ahmet Hakan wiesen nach der Abwehr der Umstürzler auf diese Leistung hin: „Selbst die schlechtes­te zivile Regierung ist besser als ein Putsch.“

T24-Autor Münir kommt dennoch zu einer pessimisti­schen Schlussfol­gerung. Der Präsident werde seinem Kurs treu bleiben. „Erdogan˘ ist gerettet, aber die Türkei geht unter.“

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