Die Presse am Sonntag

Ex-Luftwaffen­general als Verschwöre­r

General Akin Öztürk soll den engeren Zirkel der Aufständis­chen geleitet haben.

- VON WOLFGANG GREBER

Rund 3000 aufständis­che Soldaten sollen bis Sonntagabe­nd verhaftet und mehr als 100 getötet worden sein, berichtete der türkische Premiermin­ister, Binali Yildirim, auch die meisten der rund 1500 Verletzten sind Mitglieder der Streitkräf­te. Der angesehene Journalist Murat Yetkin schrieb in der „Hürriyet“, die Putschiste­n seien vor allem aus der Luftwaffe, Gendarmeri­e und einigen Panzereinh­eiten gekommen.

Einige Rekruten berichten, ihre Vorgesetzt­en hätten sie unter dem Vorwand, es handle sich um eine Übung, in den Einsatz bringen lassen. Wer aber den missglückt­en Staatsstre­ich organisato­risch ganz oben orchestrie­rt hatte, war vorerst nicht eindeutig sicher. Türkische Medien und russische Militärkre­ise nennen meist drei Namen: Akin Öztürk, Ex-Chef der Luftwaffe, Generalleu­tnant Metin Iyidil, Befehlshab­er des Ausbildung­skommandos der Armee, und General Memduh Hakbilen, Stabschef des Ägäis-Kommandos.

Vor allem auf Öztürk (64), der 1973 als Kampfpilot in die Luftwaffe übernommen worden war, Staffeln und Geschwader führte, Militäratt­ache´ in Israel war und letztlich von Sommer 2013 bis 2015 die türkische Luftwaffe – eine der größten in der Nato – führte, richtet sich die Aufmerksam­keit. Der pensionier­te General, der weiter im Obersten Militärrat saß, soll Präsident Erdogan˘ ablehnend gegenübers­tehen und seit Langem mit Putschplän­en gespielt haben. Bekannt ist, dass die Luftwaffe, auch aufgrund ihrer elitären Tradition, eher antiislami­stisch eingestell­t ist und die AKP-Regierung nicht recht leiden kann.

Öztürk nun, so heißt es, könnte „zu gute“Kontakte mit dem in den USA lebenden Opposition­ellen, Prediger und Erdogan-˘Feind Fethullah Gülen gepflegt haben. Über sie hätte beim nächsten Treffen des Militärrat­s diskutiert werden sollen, was Öztürk letztlich seitens der Regierung große Probleme hätte einbringen können. Gülen aber bestreitet jeden Anteil an der Rebellion.

Hakbilen ist in Haft, wo sich Öztürk und Iyidil befinden, war vorerst unklar. Ob sie an Bord jenes Hubschraub­ers waren, der mit etwa acht Insassen nach Griechenla­nd geflogen ist, ist unwahrsche­inlich, aber nicht ausgeschlo­ssen.

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Wikipedia Ex-Luftwaffen­chef Akin Öztürk (64).

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