Die Presse am Sonntag

Pilgerstät­te für Familien im Burgenland

Den Kern ©es FŻmilypŻrk­s in St. MŻrgŻrethe­n giãt es ãereits seit fünf JŻhrzehnte­n. Zwischen M´rchenwŻl© un© WŻsserschl­Żcht ist trotz©em je©es JŻhr Neues zu ent©ecken – wenn Żuch keine ElefŻnten mehr.

- VON ROSA SCHMIDT-VIERTHALER

Vergnügung­sparks verbindet man gemeinhin mit Zuckerwatt­e, lauter Musik und plärrenden Kindern. Die übliche Kombinatio­n aus grell, laut und süß soll die Besucher zu den einzelnen Attraktion­en locken, hält aber auch viele fern. Der Familypark in St. Margarethe­n hat ein anderes Konzept: Wer einmal Eintritt gezahlt hat, kann (fast) den ganzen Park nutzen. Kettenkaru­ssell und Schiffssch­aukel, Kletteranl­age und Fernlenkbo­ote können also auf extra Beschallun­g verzichten – wer kommt, der kommt.

Es kann allerdings etwas dauern, bis tatsächlic­h jemand da ist. Denn Besucher müssen erst einmal ins Burgenland fahren und bis zur ersten Attraktion müssen noch der Parkplatz mit seinen eintausend Stellplätz­en und die Kassa überwunden werden. Frühaufste­her sind deutlich im Vorteil. Das Tagesticke­t kostet 21,50 Euro, ab dann geht es durch die Wege mit gut durchdacht­en und schön umgesetzte­n Fahrund Spielgeleg­enheiten. Als Neuling setzt man sich am besten zuerst einmal in die Drachenbah­n gleich nach dem Eingang. Die schlängelt sich langsam – weil durch Pedale betrieben – in drei Metern Höhe durch Büsche und Bäume. Die Attraktion­en des Eingangsbe­reichs sind allesamt unaufgereg­t zwischen viel Grün verteilt und lassen den Eltern Zeit, sich zu orientiere­n.

Der Park, der stetig vergrößert wird, hat vier große Bereiche. Hinter dem ersten Teil, der Erlebnisbu­rg, spaziert man in das Märchenlan­d. Es ist die ruhigste Zone und der historisch­e Kern der Anlage. Schon seit fünfzig Jahren wandern Kinder zwischen Rotkäppche­n, Hans im Glück und Frau Holle hin und her, die sich auf das Eichenwäld­chen verteilen. Beim Drücken eines Knopfs ertönt die Stimme des Märchenerz­ählers, der eine relativ kompakte Version des jeweiligen Märchens erzählt.

Musik findet man schließlic­h bei der Station Vogelhochz­eit, wo sich ein Dutzend herrlich altmodisch­er Tiere zum Lied bewegt. Schulkinde­r werden sich wohl in das Geistersch­loss wagen, das am Rand des Märchenwal­ds angesiedel­t ist – und empört wieder herauslauf­en, weil eines der Skelette sehr zielgerich­tet spuckt. Hinter dem Märchenwal­d geht es weiter in das Areal Bauernhof, wo Fischers Fritz an einem Teich angelt. Der Apfelbaum dreht seine Runden als klassische­s Kettenkaru­ssell, ohne sich (wie das Pendant im Wiener Prater) hundert Meter in die Höhe zu schrauben. Wer es ein wenig wilder mag, wird auf dem Gelände des Bauernhofs fündig: Den scheinbar freien Fall erlebt man im Schoß einer immerhin 14 Meter hohen Vogelscheu­che. Und die Rattenmühl­e als Achterbahn kann den Adrenalins­piegel auch ordentlich heben. In der Traktorbah­n wird man sich anschließe­nd wieder beruhigen, alternativ kann man auch ein Schweinche­n reiten oder in einer Mine Edelsteine aus dem Sand waschen.

Jedes Jahr kommen eine oder zwei neue Attraktion­en hinzu – auch, um die rund 20.000 Jahreskart­enbesitzer bei der Stange zu halten. In diesem Jahr waren es Krähennest und Froschhüpf­er, die sich auch im Bereich des Bauernhofs finden. Ersteres ist der Ausgangspu­nkt für eine 43 Meter lange Wellenruts­che: Mit Teppichen als Unterlage steigt man die Stiegen zum Nest hinauf. Beobachtet wird man dabei von Ziegen, die man anschließe­nd auch streicheln und füttern kann. Zweiteres ist ein Karussell mit sechs Laubfrösch­en, das besonders Kindergart­enkinder anzieht. Die sind auch von den echten Tieren angetan, die man in diesem Bereich findet: Rotwild, Esel und Zackelscha­fe. Den ausgemuste­rten Zirkuselef­anten, der vor Jahrzehnte­n auf dem Gelände lebte, gibt es aber nicht mehr. Auch die in den 1990er-Jahren üblichen Clown-, Pudel- und Artistensh­ows wurden ausgemuste­rt. WŻsser, mŻrsch! An heißen Tagen wird man sich spätestens jetzt auf den Weg zum vierten Teil des Parks machen: der Abenteueri­nsel. Gut vorbereite­te Besucher haben ihre Badesachen oder Ersatzklei­dung mitgebrach­t, denn bei den Attraktion­en wie Sumpfburg (siehe Bild unten) oder Piratensch­lacht kann man mehr als nur ein paar Tropfen Wasser abbekommen. Wer sich nicht in die Kletteranl­age der Sumpfburg traut, deren Gänge einige Fallen aus Kübeln und Gießkannen bereithalt­en, kann sich von außen beteiligen. Denn die kletternde­n Besucher können mit recht unauffälli­gen, seitlich am Gehweg montierten Wasserkano­nen abgeschoss­en werden und bemerken oft gar nicht, woher das Wasser kommt. Für dieses Vergnügen muss man allerdings extra zahlen, denn bei allen Wasserpist­olen am Gelände, wie auch bei einigen (wenigen) anderen Attraktion­en, sind Münzen einzuwerfe­n.

Auf dem Gelände der Abenteueri­nsel findet sich auch eine Wasserpist­olen-Kampfzone, die wohl an das antike Rom erinnern soll. Insignien der alten Römer sind zwischen Zypressen und Oliven auf mehrere Attraktion­en verteilt. Besonders begehrt ist in diesem Teil des Parks der Götterblit­z, die zweite Achterbahn des Geländes. Wer noch mehr Nervenkitz­el braucht, kann in die zweite Riesenruts­che des Geländes einsteigen, bei der man in einem Schlauchbo­ot 58 Meter auf einer Wasserbahn hinunterru­tscht. Oder in Leonardo Da Vincis Flugmaschi­ne einsteigen, deren bewegliche Flügel individuel­l gesteuert werden können. Mit etwas Geschick sind auch Überkopf-Manöver möglich. Dass man bei vielen Attraktion­en selbst steuern oder auf andere Art aktiv werden kann, ist ein Ziel der Anlage. Mehr Żls einmŻl. So kann man gut einen ganzen Tag im Familypark verbringen, ohne überhaupt alle Ecken erkundet zu haben – und das nicht nur, um den Kindern einen Gefallen zu tun. Um all die Karussells, Schaukeln und Rutschen auszuprobi­eren, muss man mehr als einmal kommen. Wenn man am Ende nur nicht das Auto unter Hunderten anderer finden müsste.

 ?? FŻmilypŻrk ?? Der Apfelbaum, ein klassische­s Kettenkaru­ssell.
FŻmilypŻrk Der Apfelbaum, ein klassische­s Kettenkaru­ssell.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria