Die Presse am Sonntag

Nicht nur ins Töpfchen

Eine Kräuterspi­rale ist gut und schön, aber eigentlich ist es im Fall einiger Aromapflan­zen viel praktische­r, sie in Töpfe oder Schalen zu setzen, um ihnen jeweils den optimalen Platz zuweisen zu können.

- VON UTE WOLTRON

Das erste Kraut, das in einen Topf gesperrt werden musste, war die Spearmint. Köstlich, übrigens, doch jeder, der jemals unvorsicht­igerweise Minze im Garten ausließ, kennt die Folgen. Das niedliche Pflänzchen entpuppt sich, kaum in die Freiheit des fetten, herrlichen Gartenbode­ns entlassen, als alles erobernder Wucherant.

Überhaupt, und das gilt nicht nur für Würzpflanz­en, die, wie die Minzen, extrem wüchsig sind und gern Ausläufer treiben: Kräuter und Töpfe sind nicht nur auf Balkon und Terrasse eine vorzüglich­e und praktische Kombinatio­n. Denn manche von ihnen brauchen Schatten, andere volle Sonne, einige wollen viel Dünger und Wasser, andere lieber karge Böden, weil sie sonst kein Aroma entwickeln.

Eine überlegt bepflanzte Kräuterspi­rale, wie sie seit einiger Zeit in Mode ist, kann den unterschie­dlichen Kräuterper­sönlichkei­ten zwar durchaus die jeweils optimale Beschattun­g oder Besonnung bieten. Doch letztlich ist es viel einfacher und praktische­r, Kräuter in Gefäßen zu ziehen. Ein paar erprobte Beispiele, damit die Sommerküch­e nichts an Würze entbehren muss.

Minze wurde bereits genannt, doch was heißt schon Minze? Es gibt Dutzende interessan­te Sorten, von der englischen über die russische bis hin zur marokkanis­chen Minze, und jede von ihnen hat einen eigenen Geschmacks­charakter. Feucht und gut gedüngt wollen sie es alle, der optimale Standort ist hell, doch ohne pralle Sonne. In die Schranken weisen. Ein weiteres Ausläufer bildendes Kraut, das im Zaum gehalten werden muss, ist der Estragon. Das Wasser kann einem im Mund zusammenla­ufen beim Gedanken an mit Estragon gewürzte Butter und Saucen. Die französisc­he Variante ist die beste. Da die Pflanze recht hoch wird, muss sie windgeschü­tzt stehen. Sie liebt volle Sonne, kalkige Böden, mag nicht austrockne­n, aber auch nicht zu nass gehalten werden.

Auch das Basilikum, diese königliche Aromabombe, gedeiht letztlich im Topf besser als direkt ins Beet gepflanzt. Es benötigt an heißen Tagen so viel Feuchtigke­it, dass man mit dem Gießen kaum nachkommt und am besten einen Untertopf mit so viel Wasser füllt, dass das brave Kraut bis zum Abend trinken kann. Wer den in einen zweiten, größeren und ebenfalls wassergefü­llten Untersetze­r stellt, zieht zugleich einen Bannkreis zum Schutz vor den Schnecken. Die lieben das Basilikum bekanntlic­h genauso wie wir. Dasselbe gilt für alle Sauerampfe­r, diese Verfeinere­r säuerliche­r Süppchen, Saucen und Salate. Im Topf kann der hohe Wasser- und Düngerbeda­rf gut reguliert werden. Mehr als vier, fünf Sonnenstun­den pro Tag braucht, ja will er übrigens nicht. Auf keinen Fall in die Mittagsson­ne stellen.

Der Rosmarin wiederum will genau die Hitze, die manch anderem Kraut zu viel werden könnte. Sein Topf sollte eher klein und mit magerem Substrat gefüllt sein. Zu gut gedüngter Rosmarin schwächelt im Geschmack, auch zu viel Wasser braucht er nicht, und zwischendu­rch darf die Erde ruhig auch kurz austrockne­n. Milde Winter übersteht er locker im Freien, doch sinken die Temperatur­en unter minus sieben Grad, gehört er in einen kühlen Innenraum. Unter uns: Meiner hat auch schon minus 15 Grad überstande­n,

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