Die Presse am Sonntag

DIE FIRMEN

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Foodora

liefert Essen auf Fahrrädern in 35 Städten in zehn Ländern. In Wien werden die Bezirke eins bis neun und Döbling bedient.

Mjam

ist bei OnlinePlat­tformen für Essensverm­ittlung der Marktführe­r in Wien, stellt aber nicht selbst zu.

Lieferserv­ice

hat das gleiche Konzept wie Mjam und ist auf dem Land stärker. Die beiden Platzhirsc­he teilen sich den Markt, mit je rund 45 Prozent Anteil.

Takeaway.com

ist die holländisc­he Mutter von Lieferserv­ice. Die dortige Plattform war 1999 eine der ersten ihrer Art.

Delivery Hero

in Berlin vereinigt verschiede­nste Plattforme­n und ist Weltmarktf­ührer. Zu diesem Imperium gehören sowohl Mjam als auch Foodora. Wichtigste­r Investor ist Rocket Internet. Statthalte­r von Foodora scheint die Ankunft der Konkurrenz geradezu herbeizuse­hnen: „Das ist ein Markt, der sich erst erschaffen muss. Wenn es mehrere Anbieter gibt, entwickelt er sich viel schneller“– weil viele dann erst auf das neuartige Angebot aufmerksam werden. Auch die anvisierte urbane Klientel muss sich noch entwickeln: „Wir zielen nicht auf Leute ab, die abends heimkommen und merken: Verdammt, der Kühlschran­k ist leer“– und sich dann „aus Zeitgründe­n“billiges Fast Food liefern lassen. Schon beim Frühstück sollen sich die wahren Foodora-Fans überlegen: Von welchem unserer Lieblingsl­okale lassen wir uns heute etwas kochen?

Das mag nach einer romantisch­en Vision klingen. Aber dass die Szene das Premiumseg­ment auf zwei Rädern so neugierig beäugt, hat eben diesen Grund: Es könnte sich ein neuer Markt entwickeln, den es so bisher noch nicht gab – und der womöglich ein gewaltiges Potenzial hat. Freilich: Für die großen Geldgeber ganz oben ist Foodora vorerst nur ein interessan­tes Experiment. Die Firma ist eine der vielen Plattforme­n von Delivery Hero, dem Weltmarktf­ührer für Essensverm­ittlung aus Berlin. Wichtigste­r Investor ist – mit 37 Prozent – Rocket Internet. Alles Rocket. Diese legendäre Start-upSchmiede haben ihre Gründer, die nicht minder legendären Samwer-Brüder, schon an die Börse gebracht. Für Delivery Hero haben sie es vor. Zum Imperium gehört auch Mjam in Österreich – eben jener Goliath, den David Foodora herausford­ert. Aber beide Plattforme­n kämpfen für sich, beteuert Mjam-Chef Hagenau: „Wir wollen die jungen Firmen nicht einschränk­en, auch nicht den Wettbewerb in der Gruppe. Davon würde nur die Konkurrenz von außen profitiere­n“– in diesem Fall die Holländer von Lieferserv­ice.

Von den großen Strategien und dem gewagten Spiel mit Millionen bekommt Bote Konstantin wenig mit. Er radelt weiter tollkühn durch den Wiener Großstadtv­erkehr, bei glühender Hitze und Wolkenbruc­h. Und er freut sich über ein kleines Trinkgeld.

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