Die Presse am Sonntag

Die Mächtigen, die die Richtung vorgeben

Die einflussre­ichsten Aktienausw­ähler haben keinen großen Namen und verwalten keine Billionen.

- BLOOMBERG

MSCI Inc. ist eigentlich kein Name, der einem sofort einfällt, wenn man über die mächtigste­n Spieler auf dem weltweiten Aktienmark­t nachdenkt. Der New Yorker Index-Ersteller verfügt nicht über die Billionen an Dollar, die Black Rock Inc. verwaltet, die Armee an Beratern, die Morgan Stanley beschäftig­t, oder einen Namen wie den der UBS Group AG.

Doch dank der steigenden Popularitä­t von passiven Investment­s ersetzen MSCI und dessen Rivalen wie FTSE Russell und S & P Dow Jones Indices still und heimlich die Giganten der Vermögensv­erwaltung bei der Frage, wohin die weltweiten Aktieninve­stments fließen. Wie die Daten von Morningsta­r Inc. zeigen, hat sich der durchschni­ttliche Anteil jener Aktienfond­s in den USA, Europa und Asien, die die Entscheidu­ngen von Index-Anbietern zu Wertpapier- und Ländervert­eilungen abbil- den, in den vergangene­n acht Jahren auf rund 33 Prozent verdoppelt.

Die steigende Macht war heuer in China zu sehen. Dort hatten Entscheidu­ngsträger einige der bislang weitreiche­ndsten Marktrefor­men angeleiert. Dahinter stand die Hoffnung, dass die Volksrepub­lik in die globalen Aktienindi­zes von MSCI aufgenomme­n wird. Der letztlich erfolglose Versuch zementiert­e den Status von MSCI als einen der wenigen Unternehme­n, die auf die regierende­n Kommuniste­n in China Einfluss nehmen können. Sklavische Unterordnu­ng. „Sie haben ziemlich viel Macht“, so George Cooper, Investchef bei Equitile Investment­s: „Fondsmanag­er und Investoren folgen diesen Indizes sklavisch.“

Index-Anbieter sind allerdings keine Aktienausw­ähler in demselben Sinn, wie es ak- tive Manager sind, die durch die Auswahl der vermeintli­ch besten Titel versuchen, den Gesamtmark­t zu schlagen. Die meisten von MSCI genutzten Kriterien sind eher Maßstäbe für die Investierb­arkeit – etwa Marktkapit­alisierung oder tägliches Handelsvol­umen.

Die MSCI-Entscheidu­ng im Juni, chinesisch­e Aktien nicht in die globalen Indizes aufzunehme­n, hatte viele überrascht. Gleichzeit­ig führte im selben Monat das Votum, Pakistan in die Gruppe der Schwellenl­änder hochzustuf­en, zu einer Rekordrall­ye bei Aktien in Karatschi. Das deutet darauf hin, dass Investoren den Schritt nicht eingepreis­t haben.

„Index-Anbieter werden zunehmend zum Aktien-Auswahlent­scheider“, so Rodney Comegys, Chef für Investment­s in Asien-Pazifik bei Vanguard Group. Auf eine gewisse Art ersetzen sie den aktiven Manager.

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